IP-Telefonie (kurz für Internet-Protokoll-Telefonie) auch Internet-Telefonie oder Voice over IP (kurz VoIP) genannt, ist das Telefonieren über Computernetzwerke, welche nach Internet-Standards aufgebaut sind. Dabei werden für Telefonie typische Informationen, d. h. Sprache und Steuerinformationen beispielsweise für den Verbindungsaufbau, über ein auch für Datenübertragung nutzbares Netz übertragen. Bei den Gesprächsteilnehmern können sowohl Computer, auf IP-Telefonie spezialisierte Telefonendgeräte, als auch über spezielle Adapter angeschlossene klassische Telefone die Verbindung herstellen.
IP-Telefonie ist eine Technologie, die es ermöglicht, den Telefondienst auf IP-Infrastruktur zu realisieren, so dass diese die herkömmliche Telefontechnologie samt ISDN, Netz und allen Komponenten ersetzen kann. Zielsetzung dabei ist eine Reduzierung der Kosten durch ein einheitlich aufgebautes und zu betreibendes Netz. Aufgrund der hohen Einsatzdauer klassischer Telefoniesysteme und der notwendigen Neuinvestitionen für IP-Telefonie wird der Wechsel bei bestehenden Anbietern oft als lang andauernder, gleitender Übergang realisiert.
Währenddessen existieren beide Technologien parallel (sanfte Migration). Daraus ergibt sich ein deutlicher Bedarf an Lösungen zur Verbindung beider Telefoniesysteme (etwa über VoIP-Gateways) und die Notwendigkeit zur gezielten Planung des Systemwechsels unter Berücksichtigung der jeweiligen Möglichkeiten für Kosten- und Leistungsoptimierung. Neue Anbieter drängen zunehmend ausschließlich mit neuer Technologie (also IP-Telefonie statt herkömmlichem Telefon) auf den Markt. Ende 2010 nutzten in Deutschland rund 7,7 Millionen Menschen ausschließlich die Voice-over-IP-Technologie.
Vermittlung von VoIP-Telefonaten – Vermittlungsdienst
Die Vermittlung von Telefonaten ist auch in Computernetzwerken eine wesentliche Aufgabe. Da aber viele private Nutzer über DSL mit dem Internet verbunden sind, für die sich die IP-Adresse häufig ändert, scheidet die IP-Adresse selbst direkt als „Telefonnummer“ für die Kontaktaufnahme zu den VoIP-Telefonen aus. Ein Vermittlungsdienst in Form eines Servers übernimmt diese Aufgabe und ermöglicht die Telefonie auch bei sich ändernden IP-Adressen der IP-Telefone.
- VoIP-Telefone melden sich beim Server an, daher kennt der Server die aktuelle IP-Adresse der Telefone.
- Mit Hilfe der IP-Adresse des Telefons, die dem Server (zum Beispiel SIP-Server) bekannt gemacht wurde, kann er die Vermittlung übernehmen und das IP-Telefon klingelt dann in Abhängigkeit von dieser IP-Adresse (also an einem beliebigen Ort in der Welt, wenn sich das IP-Telefon von dort aus beim Vermittlungsserver über das Internet registriert hat).
- die Kommunikation zwischen den IP-Telefonen kann dann unabhängig vom Server erfolgen.
- es gibt kommerzielle Dienste, die zugleich mit einem Account für den Vermittlungsserver auch ein lokales Telefon anbieten, welches zugleich über das Festnetz erreichbar ist. Die IP-Telefonate sind in der Regel kostenlos.
- Wenn man eine feste IP-Adresse besitzt, ist es möglich, auf dem zugehörigen Rechner einen Vermittlungsserver aufzusetzen (beispielsweise OpenSIPS), um dann vergleichbar mit der Verbindung von mehreren Ortsnetzen im Festnetz mehrere Vermittlungsserver miteinander zu verbinden. In kommerziellen Lösungen existieren häufig Partnernetze, die eine kostenfreie Verbindung zwischen VoIP-Partnernetzen herstellen. Die Netzauswahl ist aber in der Regel eingeschränkt, da die Unternehmen mit den Verbindungen von VoIP-Telefonen in das reguläre Festnetz ihren Umsatz bestreiten müssen. Freie, selbst aufgesetzte Open Source-Telefonieserver können technisch gesehen unabhängig von diesen ökonomischen Grenzen im Internet ein Netzwerk aus Vermittlungsstellen bilden. Auch wenn SIP-Telefonieserver technisch gut funktionieren, existiert eine institutionalisierte Vernetzung von solchen SIP-Vermittlungsservern aber zur Zeit noch nicht.
Geschichte
Neben den Telefonnetzwerken entstand allmählich eine weitere Kommunikations-Infrastruktur, oft auf den Leitungen der Telefonnetze. Beginnend mit der Vernetzung von EDV-Systemen in den 1980er Jahren, auf die der Internet-Boom der 1990er Jahre folgte, stieg und steigt die Übertragungsleistung kontinuierlich stark an: Wurden anfangs 300 Bit pro Sekunde mittels eines Akustikkopplers erreicht, waren im Januar 2008 bis zu 100.000.000 Bit pro Sekunde für Endverbraucher mit DSL-Anbindung auf normalen Telefon-Hausanschlüssen oder dem Kabel-Netz realisierbar. Diese Infrastruktur bildet eine Grundlage für IP-basierte Datennetzwerke, insbesondere für das Internet als öffentliches Netz.
Entwicklung
Im Jahre 1973 wurden erste Übertragungen digitaler Sprache im ARPANET mittels Network Voice Protocol zwischen PDP-11-Rechnern realisiert. Dem Sprachkanal wurde dazu eine Datenübertragungsrate von 3.490 bit/s zur Verfügung gestellt. Nur 4 Jahre später ging das beschriebene Network Voice Protocol in den Standard RFC 741 über, noch bevor 1980 das Internet Protocol (IP) in RFC 791 spezifiziert wurde.
Ebenfalls 1980 wurden erste Empfehlungen der ITU-T (damals noch CCITT) für ISDN dokumentiert, welches ab 1989 kommerziell eingeführt wurde und Telefonieren mit höherer Sprachqualität ermöglicht und zusätzlich verschiedene Dienste wie zum Beispiel Rufnummernübermittlung in einem Netz integriert. Die Standarddatenübertragungsrate von ISDN wuchs von 3.490 bit/s bei NVP-II auf 64 kbit/s. Im selben Jahr begann die Entwicklung des World Wide Webs, welches sich später als Grundlage für den breiten Erfolg des Internets erweisen sollte.
Mit dem GSM-Mobilfunk wurde ab 1992 in Deutschland (D-Netz) eine mobile Datenübertragungsrate für die Sprache von etwa 13 kbit/s zur Verfügung gestellt. Zum Vergleich: über Funk werden wegen der Redundanz bis zu 22,8 kbit/s übertragen. Im Jahr 1995 ermöglichte ein MS-Windows-Programm des israelischen Unternehmens Vocaltec Communications Internettelefonie, jedoch nur im Halbduplexbetrieb, weshalb die Gesprächspartner nur abwechselnd mit schlechter Sprachqualität sprechen konnten.
Verbindungen zu Computern, die nicht die gleiche Software verwendeten, waren nicht vorgesehen und daher unmöglich. Bereits ein Jahr später ermöglichte QuickTime-Conferencing Ton- und Bildkommunikation im Vollduplexbetrieb über AppleTalk- und IP-Netze einerseits, andererseits wurde das Real-Time Transport Protocol in RFC 1889 beschrieben.
Drei Jahre später, 1998, wurde mit H.323 erstmalig ein ITU-T-Rahmenstandard verabschiedet, sodass auch Lösungen verschiedener Hersteller mit einander kompatibel sein sollten. Das Session Initiation Protocol (SIP) in RFC 2543 wurde bereits im Folgejahr spezifiziert. Der dem folgende Aufbau von VoIP-Lösungen brachte 2001 in Österreich den ersten Bescheid zum Betrieb eines Carrier Sprachvermittlungsnetzes durch die Regulierungsbehörde an die IPAustria hervor.
Im Sinne des heutigen VoIP folgte im Jahr 2002 zur Verbesserung von VoIP die SIP-Erweiterung in RFC 3261, sowie zur besseren Anbindung an andere Netze die Verabschiedung von ITU Q.1912.5 zur Interoperabilität zwischen SIP und ISDN User Part. Von der Standardisierung VoIPs divergierend erscheint seit 2004 die Software Skype, welche ein eigenes, nicht offengelegtes Protokoll zur IP-Telefonie basierend auf der Peer-to-Peer-Technik verwendet.
Funktionsprinzip
Das Telefonieren mit der IP-Telefonie kann sich für den Teilnehmer genauso darstellen wie in der klassischen Telefonie. Wie bei der herkömmlichen Telefonie teilt sich das Telefongespräch dabei in drei grundsätzliche Vorgänge auf, den Verbindungsaufbau, die Gesprächsübertragung und den Verbindungsabbau. Im Unterschied zur klassischen Telefonie werden bei VoIP aber keine dedizierten „Leitungen“ durchgeschaltet, sondern die Sprache wird digitalisiert und in kleinen Daten-Paketen über das Internetprotokoll transportiert.
Telefonnummer
Telefonnummern können mittels Telephone Number Mapping (ENUM) im Internet nachgeschlagen werden. Es wird von einigen Netzbetreibern und sowohl von der deutschen (DENIC) als auch der österreichischen (Nic.at) Domain-Vergabestelle vorangetrieben.
Bei ENUM wird die Rufnummer umgekehrt und mit Punkten zwischen den einzelnen Ziffern versehen, als Subdomain der Top Level Domain „arpa“ mit der Second Level Domain „e164“ vorangestellt. Aus +49 12345 6789 wird also zum Beispiel 9.8.7.6.5.4.3.2.1.9.4.e164.arpa. Diese Lösung setzt allerdings voraus, dass der Telefonkunde schon über eine Rufnummer verfügt.
Aufgrund der EU-Richtlinien zur Rufnummern-Mitnahme bei Wechsel des Telefonproviders erlebt ENUM derzeit (zumindest in Österreich) den erhofften Aufschwung. Bevor Telefonprovider aufgrund eigener Datenbanken ein Telefongespräch vermitteln, wird überprüft, ob es zu der gerufenen Nummer und dem verwendeten Dienst bei ENUM einen DNS-Eintrag gibt. Falls ja, wird der Ruf zu der im DNS angegebenen Adresse vermittelt (PSTN- oder auch SIP-Teilnehmer).
Bei großen kommerziellen Anbietern unbeliebt ist der öffentliche Ansatz von ENUM. Dadurch ist es einerseits Angreifern möglich, automatisierte kostenlose Werbeanrufe, so genannte SPIT (Spam over IP Telephony), einzusetzen. Anderseits könnten Kundendaten abgefragt werden. Durch geeignete Maßnahmen können allerdings ENUM-Verzeichnis-Betreiber automatisierte Massen-Abfragen unterbinden, so dass sich beide Gefahren eingrenzen lassen. Ein weiterer, vielleicht wesentlicher Grund für die Reserviertheit vieler Anbieter gegenüber ENUM ist der, dass durch kostenlose Gespräche Einnahmequellen entfallen.
Herkömmliche Ortsrufnummern über ein Gateway
VoIP-Anbieter können über eigene Gateways freie Telefonnummern aus dem Nummernvorrat der deutschen Ortsnetze erhalten und an ihre Kunden vergeben. Darüber sind ihre Kunden dann auch aus dem herkömmlichen Telefonnetz zu erreichen. Die Bundesnetzagentur begrenzt solche Angebote jedoch auf Teilnehmer, die in diesen Ortsnetzen ihren Wohnort haben.
Die für einen orts- und anschlussunabhängigen Dienst nur schwer nachvollziehbare Begründung ist, dass ansonsten der Bezug, den die Vorwahl zum Wohnort hat, aufgelöst werde. Die Anbieter sind damit verpflichtet, zu überprüfen, ob der Kunde in dem gewünschten Ortsnetz auch tatsächlich wohnt und Nummern aus allen Ortsnetzen anzuschaffen, in denen sie Kunden haben.
Aus Kostengründen bieten die meisten kleineren VoIP-Anbieter nur in den größeren Ortsnetzen Nummern an. Falls der Kunde außerhalb eines verfügbaren Vorwahlbereiches wohnt, stellen viele Anbieter 0180x-Nummern zu Verfügung. Dieses Verfahren ist jedoch nur noch übergangsweise zulässig.
Wenn der VoIP-Anbieter beim Verbindungsaufbau das SIP-Protokoll einsetzt, besitzt der Kunde neben der Ortsrufnummer gleichzeitig eine SIP-Nummer. Viele Anbieter teilen ihren Kunden jedoch lediglich die vergebene Festnetz-Rufnummer mit. Zudem blockieren viele dieser Anbieter Internet-Anrufe von Anrufern, die sich nicht bei ihm oder einem seiner Partner registriert haben. Dadurch kann man nur dann ein kostenloses Internet-Telefongespräch führen, wenn sich beide Gesprächspartner beim selben Anbieter (oder einem Partneranbieter) registriert haben.
Für die meisten Unternehmen und Behörden ist die Übernahme des gesamten bisherigen Rufnummernplans des bestehenden herkömmlichen Anschlusses (Ortsvorwahl, Hauptrufnummer und alle Durchwahlnummern) Voraussetzung für einen Wechsel zu einem IP-Telefonie-ServicepProvider. Für SIP bieten das bisher erst wenige Provider an.
Spezielle Internet-Rufnummern
In Österreich wurde speziell für konvergente Dienste – unter die auch die Internet-Telefonie fällt – die Vorwahl +43 780, sowie die standortunabhängige Vorwahl +43 720, geschaffen. Eine ähnliche Lösung wurde auch von der deutschen Regulierungsbehörde empfohlen. Nach einer Vorwahl 032 kann ähnlich wie beim Mobilfunk mit einer „Blockkennung“ ein VoIP-Betreiber ausgewählt werden, um danach dann die eigentliche Endnummer des Teilnehmers zu wählen.
Die 032-Teilnehmernummer wird unabhängig von den Ortsnetzgrenzen der geografischen Rufnummern vergeben und kann somit auch bei Umzügen in andere Ortsnetze beibehalten werden. Da kein expliziter geografischer Standort mit der Vorwahl 032 verbunden ist, sind die 032-Rufnummern generell für nomadische Nutzung an unterschiedlichen Standorten prädestiniert, da der Anrufer mit ihrer Wahl kein geografisches Ziel assoziiert.
Die 032-Rufnummern konnten sich in der Vergangenheit bei den meisten VoIP-Providern nicht durchsetzen, werden jedoch beispielsweise von den beiden größten nationalen Telefongesellschaften (Deutsche Telekom und Arcor) für ihre VoIP-Angebote und vermehrt auch für weitere Mehrwertdienste genutzt. Eine mangelhafte Erreichbarkeit der Rufnummerngasse 032 tritt mittlerweile nur noch bei wenigen Call-by-Call-Anbietern auf; aus den Mobilfunknetzen sind die Nummern seit der Freischaltung durch den letzten fehlenden großen Mobilfunkbetreiber, Vodafone, im Oktober 2007 mittlerweile erreichbar.
Oft sind die Kosten für Anrufe zu 032-Nummern aus den Mobilfunknetzen für die Kunden allerdings noch deutlich höher als für Anrufe ins Festnetz. Anrufe aus dem Festnetz auf eine 032-Rufnummer werden hingegen oft normalen Telefongesprächen gebührentechnisch gleichgestellt (so auch bei aktuellen (2009) Tarifen der Deutschen Telekom für Festnetzanschlüsse).
Qualitätsmerkmale
Um eine qualitativ hochwertige Kommunikation über Voice-over-IP führen zu können, müssen die für den Sprachtransport verwendeten Datenpakete so beim Gegenüber ankommen, dass sie zu einem getreuen Abbild des ursprünglichen, zeitlich zusammenhängenden Datenstroms zusammengesetzt werden können. Die im nachfolgenden aufgeführten Faktoren bestimmen die Qualität des Systems.
Im Intranet kann der Betreiber des Netzwerks autonom durch die Server-Konfiguration und die Router-Ausstattung sowie die Verteilung der Accesspoints die Qualität der Sprachübertragung bestimmen. Im Internet sind die an der gesamten Kette jeweils temporär beteiligten Providers bestimmend für die Übertragungsqualität.
Durchsatz
Der erforderliche Durchsatz (Menge an Daten, die von einem System oder Teilsystem pro Zeiteinheit verarbeitet werden können) hängt in erster Linie von der verwendeten Codierung ab. Ein unkomprimiertes Gespräch hat typischer Weise eine Datenrate von 64 kbit/s (Payload). Abhängig vom verwendeten Kompressionsverfahren beträgt die für die reine IP-Telefonie benötigte Bandbreite also maximal knapp 100 kbit/s (64 kbit/s netto zuzüglich der Overheads der verschiedenen Kommunikations-Protokolle).
Da das Netz gemeinsam mit anderen Datendiensten genutzt wird, ist insbesondere im Heimbereich eine Datenverbindung (wie ein DSL-Anschluss) mit einer Bandbreite von mindestens 100 kbit/s in beide Richtungen empfehlenswert. Hier gilt es zu beachten, dass im häufig verwendeten ADSL-Verfahren die Upstream-Bitrate wesentlich geringer ist als die Downstream-Bitrate.
Laufzeit (Latenz) und Jitter
Der Transport von Daten benötigt Zeit. Sie wird als Laufzeit bzw. Latenz (engl. delay oder latency) bezeichnet und ist bei herkömmlicher Telefonie im Wesentlichen die Summe der Signallaufzeiten auf den Übertragungskanälen. Bei Telefonie über IP-Netze kommen weitere Verzögerungen durch die Paketierung und Zwischenspeicherung sowie gegebenenfalls Kompression und Dekompression der Daten hinzu.
Bei der Telefonie (unabhängig davon mit welcher Technologie sie realisiert wird) stellen gemäß ITU-T Empfehlung G.114 bis 400 Millisekunden Einweglaufzeit (Mund zu Ohr) die Grenze dar, bis zu der die Qualität von Kommunikation in Echtzeit noch als akzeptabel gilt. Ab ungefähr 125 Millisekunden kann die Laufzeit vom Menschen jedoch schon als störend wahrgenommen werden. Daher empfiehlt die ITU-T bei hoch-interaktiven Kommunikationsformen generell eine Einweglaufzeit von 150 Millisekunden nicht zu überschreiten.
Als Jitter bezeichnet man die zeitliche Schwankung zwischen dem Empfang von zwei Datenpaketen. Um diese zu kompensieren, werden so genannte „Pufferspeicher“ (Jitterbuffer) eingesetzt, die eine zusätzliche, absichtliche Verzögerung der empfangenen Daten bewirken, um anschließend die Daten isochron auszugeben. Pakete, die noch später ankommen, können nicht mehr in den Ausgabedatenstrom eingearbeitet werden. Die Größe des Pufferspeichers (in Millisekunden) addiert sich zur Laufzeit. Sie erlaubt also die Wahl zwischen mehr Verzögerung oder mehr Paketverlustrate.
Paketverlust
Von Paketverlust spricht man, wenn gesendete Datenpakete den Empfänger nicht erreichen und deshalb verworfen werden. Bei Echtzeitanwendungen spricht man auch von Paketverlusten, wenn das Paket zwar den Empfänger erreicht, aber zu spät eintrifft, um noch in den Ausgabestrom eingefügt werden zu können. Für Telefonie wird nach ITU-T G.114 eine Paketverlustrate (packet loss rate) bis maximal 5 % noch als akzeptabel eingestuft.
Verfügbarkeit
Die Verfügbarkeit des Gesamtsystems ergibt sich aus den Einzelverfügbarkeiten der beteiligten Komponenten und deren Zusammenschaltung (kaskadiert – in Reihe, oder redundant – parallel). Somit hängt die Verfügbarkeit eines IP-Telefonie-Systems in erster Linie vom Netzdesign ab. Eine US-amerikanische Studie vom Juni 2005 untersuchte die Verfügbarkeit von IP-Telefonie in den USA. Im Durchschnitt wurden knapp 97 % erreicht.
Das entspricht einem Ausfall an insgesamt 11 kompletten Tagen im Jahr. Zudem gibt es bei vielen deutschen DSL-Providern eine so genannte 24-Stunden-Zwangstrennung, die dazu führt, dass bei ständig benutzter Leitung eine Trennung stattfindet. Die daraufhin nötige Neueinwahl kann unter Umständen mehrere Minuten dauern.
Verbindungspreise
Falls beide Teilnehmer mit dem Internet verbunden sind, fallen bei der Internet-Telefonie normalerweise, abgesehen von den Kosten für die Internetnutzung, keine weiteren Kosten an. Für Teilnehmer mit einer Internet-Flatrate sind so Gespräche unter Verwendung eines offenen SIP-Servers weltweit kostenlos. Einige VoIP-Anbieter beschränken jedoch den Bereich der kostenlosen Telefonie auf Nutzer, die sich bei ihnen oder einem ihrer Partner registriert haben. Auch in dem Fall bleibt dem Anwender zur gesprächsgebührenfreien Telefonie aber die Möglichkeit der direkten Adressierung seines Gesprächspartners über die IP-Adresse ohne Inanspruchnahme eines VoIP-Dienstanbieters.
Für Anrufe aus dem Internet zu einem Teilnehmer im klassischen Telefonnetz wird ein Gateway benötigt, das die Verbindung bewerkstelligt. Für dessen Nutzung entstehen Kosten, die sich aus der Bereitstellung der Infrastruktur sowie den Gesprächsgebühren im Telefonnetz zusammensetzen.
Bei Auslandsgesprächen zu einem Teilnehmer im klassischen Telefonnetz ist der Standort des Gateways entscheidend: Bis zum Gateway wird der günstige Internetzugang benutzt, danach gelten die Telefonpreise des Gatewayanbieters.
Wird für die IP-Telefonie ein vorhandenes Unternehmensnetz benutzt, entstehen keine gesprächsdauerabhängigen Verbindungskosten. Neben den Kosten für VoIP-fähige Netzkomponenten (Router und LAN-Switch) sind die anteiligen Kosten für die Netzbandbreite in eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einzubeziehen. Die erforderliche Bandbreite ergibt sich aus der vom verwendeten Codec abhängigen Bandbreite pro Gespräch und der zu erwartenden Anzahl gleichzeitiger Gespräche.
Sicherheitsaspekte
Durch die Integration der Sprachdatenübertragung in das IP-Netz ergeben sich neue Herausforderungen an die IT-Sicherheit. Die VoIP-Pakete werden über ein so genanntes „Shared Medium“ übertragen, also über ein Netz, welches sich mehrere Teilnehmer und unterschiedliche Dienste teilen. Unter gewissen Voraussetzungen kann es Angreifern möglich sein, die Daten auf dem Übertragungsweg abzugreifen und das Gespräch aufzuzeichnen. Es existieren beispielsweise Programme, mit deren Hilfe der Datenstrom auch aus geswitchten Umgebungen mittels „ARP-Spoofing“ abgegriffen und daraus wieder eine Audiodatei erzeugt werden kann.
Zwar besteht die Möglichkeit, die Übertragung mit Secure Real-Time Transport Protocol (SRTP) zu verschlüsseln, das wird jedoch von den Anwendern nur selten genutzt, da die meisten VoIP-Anbieter es nicht unterstützen. Ein weiterer Grund ist sicherlich auch die Unkenntnis über diese Möglichkeit, außerdem kann eine Verschlüsselung auch die Sprachqualität beeinträchtigen, weshalb sich häufig Anwender zu Gunsten der Sprachqualität gegen die höhere Sicherheit entscheiden.
Das oftmals eingesetzte Session Initiation Protocol (SIP) kann ebenso nicht in allen in der Praxis anzutreffenden Formen als hinreichend sicher betrachtet werden. Es verfügt zwar über Sicherheitsmechanismen (beispielsweise Call-IDs auf der Basis von Hashfunktionen), bietet jedoch Angriffsmöglichkeiten für Denial-of-Service-Attacken.
Ein anderer sicherheitsrelevanter Bereich ist zwar nicht ausschließlich auf diese Technik begrenzt, wird jedoch durch die geringen Kosten, die für die Gespräche anfallen, begünstigt. So besteht die Möglichkeit einer Art von „VoIP-Spam“, auch SPIT („Spam over Internet Telephony“) genannt. Beim Vishing, dem Pendant zum Phishing, leiten Kriminelle arglose Bankkunden auf gefälschte Hotlines weiter, um sich deren Passwörter zu erschleichen.
Außerdem könnte das Phreaking mit VoIP sozusagen ein Revival erleben. Das Szenario beruht darauf, dass bei der VoIP-Kommunikation die Signalisierung (beispielsweise SIP) von den Sprachdaten (Payload, zum Beispiel RTP) entkoppelt ist. Zwei speziell präparierte Clients bauen über den SIP-Proxy ein Gespräch auf und verhalten sich absolut standardkonform. Nach dem Gesprächsaufbau wird dem SIP-Proxy ein Gesprächsabbau signalisiert. Dieser sieht die Sitzung als beendet an und verbucht das Gespräch. Der RTP-Datenstrom wird von den Clients jedoch aufrechterhalten. Die Gesprächspartner telefonieren dann kostenlos weiter.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/IP-Telefonie)