Ein E-Book (auch „eBook“ oder „ebook“, von engl. electronic book) versucht im weitesten Sinne, das Medium Buch mit seinen medientypischen Eigenarten in digitaler Form verfügbar zu machen.
Eingedeutscht wird unter anderem E-Buch (von elektronisches Buch) oder auch Digitalbuch als Bezeichnung verwendet.
Einteilung
Es gibt unterschiedliche Ansätze, die sich folgendermaßen klassifizieren lassen:
- Virtuelles Buch: Hier wird versucht, den Eindruck eines realen Buches (Aussehen, simuliertes Umblättern usw.) möglichst umfassend und wirklichkeitsgetreu auf dem Bildschirm nachzubilden und ihn mit computertypischen Eingabemöglichkeiten (Maus, Tastatur, VR usw.) bedienbar zu gestalten.
- digitale Kopie: Ein real existierendes Buch soll über die Druckerschnittstelle als möglichst wirklichkeitsgetreue Kopie des Originals bzw. dessen Druckvorstufe ausgegeben werden können. Zu diesem kopieorientierten Ansatz gehören auch spezielle E-Book-Reader und -Ausgabegeräte, die eine bereits vorab fertig gestaltete und auf dem Markt verfügbare Vorlage papierlos nachzubilden versuchen (siehe auch: elektronisches Papier).
- strukturell-funktionaler Ansatz: Dabei liegt der Schwerpunkt auf der computergestützten Rezipierbarkeit eines Buches bzw. darauf, dessen Inhalt mit buchtypischen Eigenheiten (z. B. vorgegebene inhaltliche Abfolge, Seitenüberblick bzw. seitenorientiert strukturierte Darstellung, Blätterfunktion, digitales Lesezeichen usw.) computer- und bildschirmgerecht anzubieten. Das Buch als solches wird dabei vor allem als Struktur-, Inhalts- und Funktionsvorgabe verstanden, die ein real existierendes Original nicht unbedingt benötigt. Deren Gestaltung hängt demzufolge in der Regel vom jeweils verwendeten E-Book-Reader ab, orientiert sich an bildschirmspezifisch optimaler Darstellung und ist vom Vorliegen eines ggf. real existierenden „Originals“ völlig unabhängig.
- Alle Ansätze teilen das Manko, dass sich viele Eigenschaften eines realen Buches nicht mit herkömmlicher Computertechnologie wiedergeben lassen. Diese Qualitäten des Buches sind herstellungsbedingt individuelle, vor allem haptische Eigenschaften, wie die Art und Qualität von Bindung, Papierart und -stärke sowie verwendeter Drucktechnik. Vertreter des rein strukturell-funktionalen Ansatzes verzichten auch völlig, das Buch in diesem Sinn zu ersetzen, und verstehen ein E-Book als gänzlich eigenständiges Medium mit lediglich „natürlichem“ Vorbild, dessen Funktionalität es mit Hilfe der Computertechnologie zu erweitern gilt (Suchfunktion und Seitenübersicht, multimediale Komponenten usw.).
Geschichte des E-Books
Die digitale Verfügbarkeit von Büchern war frühzeitig Diskussionsgegenstand der sich abzeichnenden Informationsgesellschaft. Sie gehörte auch zur ursprünglichen Konzeption des World Wide Web und seiner Auszeichnungssprache HTML, wofür bestimmte META-Angaben vorgesehen waren, die eine sequentielle Abfolge von HTML-Dateien kennzeichnen sollten.
Diese blieben jedoch von den Entwicklern der Browser-Software unberücksichtigt. Das zugrundeliegende Konzept Hypertext war zunächst rein dokumentenorientiert und schien dem auf Sequenz und Dramaturgie ausgerichteten Buch allzu sehr gegenläufig. Entsprechend handelt es sich bei E-Books im Format HTML meist um eine einzige große Datei, welche den kompletten Inhalt enthält. Die Navigationsmöglichkeiten darin bleiben meist auf die Scroll-Leiste oder simple Kapitelanwahl beschränkt.
Project Gutenberg
Bereits seit 1971 gibt es das nicht-kommerzielle Project Gutenberg, welches sich zum Ziel gesetzt hat, rechtefreie Literatur in digitaler Form kostenlos anzubieten. Dabei ging es zunächst nur um das Anbieten in unstrukturiertem Textformat, weswegen man kaum von „E-Books“ sprechen konnte. Erst in jüngster Zeit halten dort auch typische E-Book-Formate wie EPUB oder Plucker Einzug. Im deutschen Projekt Gutenberg-DE werden einige Texte zudem auch als Handybuch zur Verfügung gestellt.
Der „E-Book-Hype“
1988 wurde das erste käufliche elektronische Buch, das sich vollständig am Computerbildschirm lesen ließ, veröffentlicht. Es war der Roman Mona Lisa Overdrive von William Gibson.
Mitte bis Ende der 1990er-Jahre riefen die denkbaren Einsparungen für Herstellung und Vertrieb von gedruckten Büchern viele Investoren auf den Plan. Der Begriff „E-Book“ wurde vorübergehend zum Synonym für portierbare Druckdateien.
Die Anfänge lassen sich in einem Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Institut für Technische Mechanik der Universität Karlsruhe (TH) und IBM Deutschland finden. Prof. Dr.-Ing. W. Wedig setzte Vorlesungen im Fach Technische Mechanik und Technische Schwingungslehre in digitale Form um. Ein anderes frühes Beispiel war im Jahr 1993 die Anleitung der Spiele Ultima Underworld 1 und 2 als PDF-Datei auf der Kompendiums-Compact-Disc. Auf der CD war die Anleitung für die zwei Computerspiele und die DOS-Version des Acrobat Readers enthalten. Mit diesem Programm konnte man die Anleitung betrachten, darin suchen, blättern und sie ausdrucken.
Die Druckindustrie sah in den E-Books keine ernsthafte Gefahr für das „echte“ Buch als Kulturträgermedium für Literatur, weil beim Printmedium Buch materielle Eigenschaften eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig entwickelten sich auf Bücher spezialisierte Online-Vertriebsfirmen wie Amazon. Sie rationalisierten Logistik und Bestellwesen radikal und erreichten damit in kurzer Zeit eine marktbeherrschende Stellung. Dadurch bescherten sie dem gedruckten Buch nie gekannte Auflagen.
In den folgenden Jahren blieben E-Books wirtschaftlich ein Nischenmarkt. Es bildete sich eine Szene heraus, in der zeitgenössische Literatur gescannt, via OCR in Texte gewandelt, mehrfach korrekturgelesen, untereinander ausgetauscht und schließlich ausgedruckt oder auf PDAs gelesen wurde – meist ohne Einverständnis der Rechteinhaber. Da meist nur vergriffene oder mindestens ein Jahr alte Bücher digitalisiert wurden, gingen die Rechteinhaber wegen des geringen finanziellen Verlustes nicht aktiv dagegen vor.
Mitte der 1990er-Jahre brachte Bertelsmann mit dem BEE-Book Nachschlagewerke in einer mit Multimediainhalten angereichten Fassung auf CD-ROM heraus. Weitere Versuche zum kommerziellen Vertrieb von E-Books kamen 1999-2000 in der New Economy auf. Parallel dazu etablierte sich das Untergrundforum eBookz, welches bis 2003 existierte. Mehrere Verlage experimentierten mit E-Books, unter anderem O´Reilly mit ihren Bookshelf-CDs. Diese umfassten ein reguläres Buch und auf CD-ROM sieben E-Books zu einem entsprechenden Thema im HTML-Format.
Eine Marktstellung erreichten E-Books als digitale Buchkopien auf Basis des Portable Document Format (PDF) bei Fachpublikationen. Dort spielen Funktionen wie Volltextsuche eine wichtigere Rolle als buchtypische Kriterien wie Aussehen, Anfühlen, Dramaturgie usw. Daher werden vor allem Fachbücher in digitaler Form verkauft. Die Fachbuchverlage produzieren digitale Publikationen, die Auswahl wächst ständig. Auf der Frankfurter Buchmesse 2007 wurde festgestellt, dass bereits 30 % aller Fachbücher als E-Books erhältlich sind.
Kurz vor der Frankfurter Buchmesse 2008 hatten Random House und Penguin „exponentiell wachsende“ E-Book-Umsätze. Auch deutsche Publikumsverlage wie Droemer Knaur kündigten E-Books an, obwohl Lesegeräte noch nicht flächendeckend zu haben waren. Themenbereiche sind vor allem Wirtschaft, Recht, Computer/EDV, Medizin/Gesundheit, Psychologie/Pädagogik und Politik/Zeitgeschichte. Jeden Monat kommen auf diese Weise etwa 100 neue digitale Titel auf den deutschen Buchmarkt.
Durch die Verbreitung von PDAs hat auch das Plucker-Format an Bedeutung gewonnen, eignet sich aber formatbedingt hauptsächlich für kürzere Informationseinheiten wie einzelne Artikel. Aus Russland stammt die E-Book-Initiative FictionBook, die eher der strukturell-funktionalen Variante zuzurechnen ist, auch wenn sie Konvertierungen in PDF- oder HTML-Format vorsehen. Auf Basis eines speziellen XML-Formats mit Dateiendung „.fb2´´ gibt es bereits umfangreiche, russischsprachige Bibliotheken mit Werken klassischer russischer Dichter.
Motivation ist hier vor allem, russische Literatur weltweit kostenlos verfügbar zu machen. Diverse E-Book-Reader unterstützen das Format FictionBook. In der ersten Jahreshälfte 2009 wurden laut GfK rund 65.000 digitale Bücher heruntergeladen – am häufigsten wie auch bei gedruckten Ausgaben Belletristik und Ratgeber. Sie kosteten zwischen 1,99 und 25 Euro; durchschnittlich 10,26 Euro. Im Jahr 2011 stieg der Umsatz bei E-Books laut GfK im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 77 Prozent an. Damit erreichten E-Books erstmals einen Anteil von etwa einem Prozent des Gesamtumsatzes der Buchindustrie.
E-Books mit Ajax
Es gibt auch Ansätze, Websites als dynamische E-Books mit Hilfe von DOM und Ajax zu gestalten. Die Darstellungsmöglichkeiten entsprechen denen des verwendeten Webbrowsers, sind also gleichermaßen durch diesen beschränkt (z. B. typografische Möglichkeiten) wie umfassend durch dessen Unterstützung von Multimedia-Elementen.
Als Reader dient hier der Browser selbst, der durch einen skriptgestützten Client Manager ergänzt wird. Als Ausgangsformate eignen sich (X)HTML sowie diverse Variationen von XML. Ein Standardformat gibt es derzeit nicht.
E-Book als digitale Kopie
Kommerziell verwertet werden meist E-Books als digitale und portierbare Kopie eines Originalbuchs. Bei den 130.000 Titeln, die Amazon 2008 sowohl als Papierausgabe und als E-Book im Angebot hatte, machten die E-Book-Verkäufe 6 % des Gesamtabsatzes aus.
Nach einer Umfrage unter 318 Medienunternehmen und Verlagen im Arbeitskreis Elektronisches Publizieren im Börsenverein erscheinen 37 % aller Neuerscheinungen als E-Book, bei Fachbüchern bereits 51 %. Das E-Book erscheint bei 58 % der Verlage später als die Printausgabe, bei 41 % gleichzeitig, bei 43 % zu einem geringeren Preis und bei 36 % zum gleichen Preis. Bei 80 % der Befragten werden mit E-Books weniger als 1 % des Umsatzes erzielt.
Erwerbsmodelle
Im deutschsprachigen Raum gibt es verschiedene E-Book-Anbieter wie beispielsweise Amazon, Weltbild.de, buch.de, Thalia, Libri, Libreka, ciando, beam eBooks, Digitallesen oder Ebozon. Alle bieten sowohl Fachbücher als auch Belletristik an. Zudem vertreiben Verlage in zunehmendem Maß eigene E-Books über ihre Verlagshomepage.
Im Bereich der Belletristik sind es vor allem ältere, bekannte Titel, die in dieser Form eine Neuauflage erfahren. Serien aus dem Bereich Science Fiction und Horror oder auch Thriller sind bei E-Book-Verlagen zu erhalten. Da allerdings vielfach alte Lizenzverträge noch keine E-Book-Verwertung umfassen, wird die sogenannte Backlist oftmals nur sehr zögerlich digital umgesetzt.
Das deutsche Projekt Gutenberg-DE verkauft digitale Bücher, deren Urheberrecht abgelaufen ist. Es unterscheidet sich damit vom amerikanischen Project Gutenberg mit ähnlichem Namen, das nichtkommerziell arbeitet. Der Buchhandel fürchtet grundsätzliche Einbußen durch E-Books.
Ausleih- bzw. Mietmodelle
Safari von O´Reilly bietet ein E-Book-Mietmodell an. Dabei gehen die E-Books nicht in den eigenen Besitz über, sondern man hat die Möglichkeit, eine bestimmte Anzahl von E-Book-Slots (E-Book-Stellplätze) pro Monat zu erwerben. In die kann man aus einer Auswahl von über 3000 E-Books die gewünschten hineinlegen und anschließend lesen. Frühestens nach einem Monat können einzelne/alle E-Books ausgetauscht oder weiter im Slot belassen werden. Für dieses Modell muss der Benutzer unbedingt online sein, die E-Books werden nicht auf dem eigenen Computer gespeichert.
Auch Bibliotheken fungieren als Anbieter von E-Books: Um elektronisch gespeicherte Bücher für eine zeitlich begrenzte Ausleihe verfügbar zu machen, nutzen beispielsweise öffentliche Bibliotheken zentrale Dienstleister. Diese erwerben und speichern E-Books (und andere elektronisch gespeicherte Medienformen).
Bibliotheken erwerben von diesen Dienstleistern die Berechtigung zur Nutzung der gespeicherten E-Books (und anderer E-Medien) und bieten dieses Recht wiederum ihren Nutzern an. Nach Legitimation als Bibliotheksnutzer lädt sich der Endnutzer das E-Book vom Server des zentralen Dienstleisters herunter. Eine zeitliche Kontrolle der Leihfrist erfolgt durch die Digitale Rechteverwaltung (DRM). Nach Ablauf der Leihfrist ist eine weitere Nutzung der E-Book-Datei nicht mehr möglich.
Nicht-kommerzielle oder freie Anbieter
Es gibt eine Reihe von Anbietern, die Werke, deren Urheberrecht abgelaufen ist, kostenlos zum Herunterladen anbieten. Einige Hochschulen beziehungsweise Dozenten bieten ausgesuchte Bücher kostenfrei an. Das O´Reilly-OpenBook-Portal und Galileo Press stellen eine Auswahl von E-Books (Openbooks) kostenlos zur Verfügung. Das amerikanische Project Gutenberg stellt Literatur als ASCII-, HTML- oder Plucker-Datei lizenzfrei zur Verfügung. Zusätzlich eröffnen sich mit dem E-Book neue und kostengünstige Vertriebsmöglichkeiten für den verlagsunabhängigen Autor, der damit bei eigener fachlicher Kompetenz auch komplexe Publikationen der Öffentlichkeit verfügbar machen kann.
Mischformen
Neben den rein kommerziellen Plattformen und den freien gibt es auch Mischformen. Zu diesen gehört unter anderem Readbox und Bookrix, welches zuerst für die freie Veröffentlichung gegründet wurde, aber nun auch kostenpflichtige E-Books anbietet.
Lesegeräte
Spezielle, proprietäre E-Book-Lesegeräte haben den Vorteil, genau für ihren Einsatzzweck, das Lesen von E-Books, konzipiert zu sein. PCs oder Laptops sind andererseits universell einsetzbar, aber meist auch „unhandlicher“.
Spezielle E-Book-Lesegeräte
Sony brachte 1990 (Japan) bzw. 1991 (USA und andere Länder) den Data Discman auf den Markt. Dieses Gerät konnte als „Electronic Book“ bezeichnete CD-ROMs im Mini-CD-Format (8 cm) lesen, die im sogenannten „EBG“-Standard gemastert wurden und in einen Caddy eingelegt werden mussten, der an eine 3,5´´-Diskette erinnerte. E-Books im EBG-Format wurden zusammen mit einem Caddy geliefert. Das monochrome Display konnte Text mit 32×10 Zeichen und Grafik mit 256×160 Pixeln anzeigen; diese Darstellung stand auch an einem Videoausgang zur Verfügung. Für den Data Discman erschienen vor allem Nachschlagewerke.
Anfang 1999 kam das Rocket eBook von NuvoMedia, ein Lesegerät für E-Books, auf den Markt. Obwohl damals viele davon ausgingen, dass es traditionelle Bücher verdrängen würde, wurde die Produktion nach kurzer Zeit eingestellt.
Nach einigen ähnlich gescheiterten Versuchen wagte sich Sony erneut an das Thema und brachte 2004 das Lesegerät LIBRIE EBR-1000EP (für 40.000 Yen = ca. 300 Euro) auf den japanischen Markt. Dem Gerät sollte der Durchbruch als echte Alternative zumindest für Taschenbücher gelingen, denn:
- Es ist genauso leicht und kaum größer als ein (japanisches) Standard-Taschenbuch.
- Es verwendet im Bildschirm elektronisches Papier (Hersteller: E-Ink), das mit 800×600 Pixel beinahe eine feinere und kontrastreichere Darstellung erlaubt als z. B. die LCD-Bildschirme der Computer. Das ist gerade für die komplexe japanische Schrift sehr wichtig, die auf Bildschirmen im Vergleich zur Lateinschrift recht groß angezeigt werden muss, um überhaupt lesbar zu sein.
- Es hat in begrenztem Rahmen Bearbeitungs- und Darstellungs-Funktionen, wie Größe einstellen, Randnotizen schreiben etc., die man von Textverarbeitungsprogrammen her gewohnt ist.
- Es wird vor allem mit einer massiven Werbekampagne in Zügen, dem Hauptleseort der Japaner, beworben – in ähnlicher Weise wie der Walkman, dem Sony auf diese Weise 25 Jahre zuvor zum großen Durchbruch verhalf.
Allerdings hat es noch keine Farbdarstellung und das Blättern mit Pfeiltasten gilt vielen auch nicht als so komfortabel wie das Umblättern von Papierseiten mit dem Daumen. Der Kontrast ist im Vergleich zur Papierschrift (schwarz auf weiß) auch bei weitem nicht erreicht, er entspricht eher dem von Zahlen auf einem Taschenrechner mit mattgrauem Hintergrund. Im Vergleich zu einem aufgeschlagenen Buch ist das Netto-Lesedisplay relativ klein; abzüglich des Displays und der Tastatur bleiben etwa 20 % Gehäuserand-Abstände, die bei einem echten Buch kaum akzeptabel wären.
2006 gab es etliche Neuerscheinungen auf dem Markt, die speziell als E-Book-Reader konzipiert sind und auf elektronischem Papier der Firma E-Ink aufbauen. Insbesondere sind hier der iLiad der Firma iRex Technologies, der Sony Reader (Nachfolger des Librie) und von Jinke Electronics die Hanlin V2 und V8 zu erwähnen. Seit 2007 liefert der französische Hersteller Bookeen das Lesegerät Cybook.
Amazon Kindle 3
Im November 2007 präsentierte Amazon einen neuen E-Book-Reader namens Kindle, ein drahtloses E-Book-Lesegerät für 259 US-Dollar. Es wiegt rund 290 Gramm und greift über ein Mobilfunkmodul auf Amazons Online-Shop zu, wo mehr als 400.000 Bücher (darunter 100 von 112 Titeln der „New York Times“-Bestsellerliste), Zeitschriften, Zeitungen und Blogs aufliegen. Das Gerät kann bis zu 200 Buchtitel speichern.
Im Juni 2009 folgte ein größeres (9,7 Zoll Bildschirmdiagonale, also ca. 24,3 Zentimeter) und teureres Gerät, der Amazon.com Kindle DX, dessen PDF-Lesefähigkeiten verbessert wurden (u.a. kann es jetzt auch PDF-Dateien von Google Books herunterladen und wiedergeben). Jeff Bezos machte in einer Presseerklärung klar, dass der Kindle DX, der bei Markteinführung 490 US-Dollar kosten soll, überwiegend auf viel lesende Studenten und Geschäftsleute zielt.
Nach gescheiterten Verhandlungen mit den deutschen Telekommunikationsanbietern sollte der Kindle jedoch in absehbarer Zeit nicht auf dem deutschen Markt erscheinen. Seit 21. April 2011 kann man den Kindle auch auf Amazon.de kaufen.
Vodafone plante ebenfalls ein dem Kindle DX vergleichbares Gerät, welches über eine Mobilfunkanbindung und ein A4-Display verfügt. Es sollte voraussichtlich Ende 2009 in Deutschland erhältlich sein.
Für das letzte Quartal 2009 hatte auch PlasticLogic ein sehr dünnes Anzeigegerät angekündigt. Es soll zunächst in den USA auf den Markt kommen und etwa die Größe einer A4-Seite mit einem teilweise flexiblen Display haben.
Polymer Vision hat mit dem Readius einen Pocket-E-Reader vorgestellt, der neben einem Mobiltelefon auch die Funktion eines E-Book-Readers mit einfaltbarem Display übernehmen soll. Das Unternehmen musste jedoch Mitte 2009 überraschend Insolvenz anmelden. Im September 2009 wurde Polymer Vision von einem asiatischen Investor aufgekauft. Das neue Management will die Entwicklung des Readius fortführen und sich dabei rein auf dessen Lesefunktion konzentrieren.
Eine Analyse des Forschungsinstituts IFeL zeigte, dass Probleme in der Nutzung von Lesegeräten in der mangelhaften Gebrauchstauglichkeit und nicht in der Lesbarkeit liegen. VTech hat 2010 in den USA erstmals ein speziell für Kinder im Vor- und Grundschulalter konzipiertes Lesegerät auf den Markt gebracht, den V.Reader, der – ebenso wie die dazugehörigen E-Bücher – in Kaufhäusern inzwischen landesweit erhältlich ist.
PC, Laptop oder PDA als Lesegerät
Den normalen PC, Laptop oder PDA als Lesegerät zu verwenden hat Vorteile, da es meistens genügt, E-Book-Software zu installieren. Weitere Investitionen in zusätzliches Zubehör sind daher nicht notwendig. Auf der anderen Seite sind diese Geräte, abgesehen vom PDA, meist weniger transportabel.
Der 100-Dollar-Laptop der gemeinnützigen Gesellschaft OLPC ist ausdrücklich als Lesegerät konzipiert, indem der Bildschirm eine einschaltbare Schwarz-weiß-Anzeige anbietet, der mit 200 dpi den Text ähnlich wie gedruckte Zeitschriften wiedergibt.
Darüber hinaus ist es möglich, moderne Mobiltelefone bzw. Smartphones als Lesegeräte zu verwenden. Der Lesekomfort kann allerdings durch die Bildschirmgröße eingeschränkt sein, auch können teilweise nicht alle gängigen E-Book-Formate gelesen werden. Für manche Geräte existiert nur Software zum Anzeigen von unformatierten Textdateien als Midlet. Ein weiterer Nachteil solcher Geräte ist die meist geringere Akkulaufzeit im Gegensatz zu speziellen E-Book-Readern, welche für eine längere Akkulaufzeit konzipiert sind.
Dateiformate
Vor dem Aufkommen spezialisierter Dateiformate wurden öfters Dateiformate verwendet, die für leicht abweichende Zwecke entworfen wurden, wie unter anderem beispielsweise Microsofts Hilfedatei-Format CHM (Dateiendung: .chm.). Recht dominant war dabei das eher für Druckausgabe vorgesehene von Adobe Systems entwickelte Portable Document Format (PDF). Indem er das aus PostScript entwickelte Format offenlegte und den zugehörigen Acrobat Reader kostenlos zum Herunterladen anbot, gelang es dem Hersteller einen plattformübergreifenden Quasi-Standard für formatierte Daten zu setzen.
Daneben fand das kombinierte Bild- und Textdokument-Datenformat DjVu als PDF-Alternative aufgrund seiner überlegenen Kompressionsfähigkeiten gewisse Verbreitung. Erst nachdem auf energiesparender „e-Ink“-Anzeigetechnik basierende, mobile Lesegeräte massenhafte Verbreitung gefunden hatten, begann sich aus einer anfangs bestehenden Vielzahl herstellerspezifischer spezialisierter Dateiformate (LIT, TomeRaider, Mobipocket, Plucker, PDB, BBeB, …) zunehmende Einigung auf offene Standardformate herauszukristallisieren. Namentlich EPUB hat hier starke Unterstützung und wird zur Zeit als das vielversprechendste Format neben Mobipocket angesehen. Speziell in Russland hat der offene, auf XML basierende Formatstandard FictionBook hohe Verbreitung gefunden.
Technische Schutzmaßnahmen
Um das Urheberrecht auch praktisch schützen zu können, wurde für viele E-Books ein Digitales Rechtemanagement (DRM) eingeführt. Eigentlich als Schutz gegen unautorisierte Verbreitung und Nutzung gedacht, fallen in der Praxis häufig die Einschränkungen in der Nutzbarkeit gegenüber Papierbüchern auf. So kann das Lesen auf bestimmte Geräte oder Lesesoftwareinstallationen beschränkt sein.
„Verleihen“ an andere Personen ist u.U. nicht möglich. Auch kann die Möglichkeit der Nutzung der erworbenen Kopie/Leserechte durch Veränderungen in Hard- und Software verlorengehen. Beim Adobe Acrobat DRM kann das E-Book beispielsweise an die Hardware gebunden und bestimmte Rechte (wie Ausdrucken, Benutzungsdauer, Kopieren-und-Einfügen-Funktionalität …) eingeschränkt werden. Ähnliche Phänomene lassen sich auch bei anderen digitalen Medien (z.B. Musikdateien) beobachten.
Eine Kompromissvariante zwischen DRM-geschützten und DRM-freien Büchern ist die Nutzung Digitaler Wasserzeichen, um die Käuferidentität irreversibel in die E-Book-Datei einzubetten. Dadurch könnten ungehindert Privatkopien an Freunde etc. weitergegeben und verliehen werden, eine Verbreitung über das Internet könnte aber gleichzeitig zum Urheber zurückverfolgt werden. Das wurde u. a. vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vorgeschlagen und im eigenen Portal Libreka umgesetzt.
eBooks on Demand
eBooks on Demand (EoD) ist ein kostenpflichtiger Dokumentenlieferdienst im Rahmen des EU-Projektes Digitisation-on-Demand (DoD), der die Bestellung vollständiger elektronischer Kopien von urheberrechtsfreien Büchern (d. h. Büchern aus dem Zeitraum von 1501 bis etwa 1930) ermöglicht. Man kann dabei zwischen Standard EOD eBooks und Advanced EOD eBooks unterscheiden:
- Bei Standard EOD eBooks wird das gewünschte Buch mit hoher Auflösung auf speziellen Buchscannern gescannt und die einzelnen digitalen Bilder in einer einzigen Datei im PDF zusammengeführt. Mit entsprechender Software kann man dann das E-Book am Bildschirm lesen, einzelne Seiten oder das ganze Buch ausdrucken.
- Bei Advanced EOD eBooks wird beim Scannen zudem auch der Text automatisch erkannt. Deshalb kann der Benutzer den Volltext dann auch nach Begriffen durchsuchen, Bilder und Text-Ausschnitte in andere Anwendungen (wie zum Beispiel Textverarbeitungsprogramme) kopieren und den ganzen Text als Text-Datei speichern und damit weiterarbeiten.
Bislang haben sich am Projekt eBooks on Demand 27 Bibliotheken aus 12 europäischen Ländern beteiligt. In Deutschland wird dieser Service zur Zeit von der Bayerischen Staatsbibliothek, der Bibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, der SLUB Dresden sowie den Universitätsbibliotheken Greifswald und Regensburg, in Österreich von den Universitätsbibliotheken Innsbruck, Wien und Graz, sowie der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien und der Wienbibliothek im Rathaus und in der Schweiz von der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern angeboten.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/E-Book)