Twitter (von englisch Gezwitscher) ist eine digitale Echtzeit-Anwendung zum Mikroblogging. Es wird auch als Kommunikationsplattform, soziales Netzwerk oder ein meist öffentlich einsehbares Online-Tagebuch definiert. Privatpersonen, Organisationen, Unternehmen und Massenmedien nutzen Twitter als Plattform zur Verbreitung von kurzen Textnachrichten (Tweets) im Internet.
Twitter wurde im März 2006 gegründet und gewann schnell weltweit an Popularität. Der erste Tweet wurde am 21. März 2006 durch den Twitter-Mitgründer Jack Dorsey verschickt („Just setting up my Twtr.“). Nach firmeneigenen Angaben nutzten Ende 2011 rund 100 Millionen Personen, Unternehmen und NGOs mindestens einmal im Monat Twitter. Die meisten Verfolger insgesamt weist der Account von Lady Gaga auf (21,3 Millionen Follower).
Funktionen
Angemeldete Benutzer können eigene Textnachrichten mit maximal 140 Zeichen eingeben. Diese Textnachrichten werden all den Benutzern angezeigt, die diesem Benutzer folgen. Der Herausgeber der Nachricht steht auf der Webseite des Dienstes mit einer Abbildung als alleiniger Autor über seinem Inhalt.
Die Beiträge sind häufig aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das Mikro-Blog bildet ein für Autor und Leser einfach zu handhabendes Echtzeit-Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen. Kommentare oder Diskussionen der Leser zu einem Beitrag sind möglich.
Damit kann das Medium sowohl dem Austausch von Informationen, Gedanken, Erfahrungen und anderen Formen der Kommunikation dienen. Die Tätigkeit des Schreibens auf Twitter wird umgangssprachlich als „twittern“ bezeichnet. Die Liste der abonnierten Beiträge wird häufig als „Timeline“ oder kurz „TL“ bezeichnet.
Über eine Programmierschnittstelle (API) stellen Komplementoren die über Twitter veröffentlichten Nachrichten zur Verfügung, so dass die Updates auf verschiedenen Kanälen von vielen Diensten abgerufen und von dort auch wieder eingespeist werden können. Dem Benutzer stehen unter anderem Kommunikationsstrukturen wie SMS (nur Vereinigte Staaten, Kanada und Indien) oder einfache Eingabehilfen über die Twitter-Website (RSS) oder Desktop-Software zur Verfügung.
Bei Veranstaltungen kann eine Twitterwall eingesetzt werden – eine „Wand“, an die oder auf der Tweets zu einem vorher bestimmten einheitlichen Hashtag projiziert werden, sodass sie von allen Teilnehmenden gelesen werden können.
Tweets
Die Beiträge selbst werden als „Tweets“ (englisch to tweet = zwitschern) oder „Updates“ bezeichnet. Das referenzierte Wiederholen eines Beitrages einer anderen Person, um beispielsweise eine Eilmeldung im Netzwerk schnell weiterzuverbreiten, wird als „ReTweet“ bezeichnet. Das soziale Netzwerk beruht darauf, dass man die Nachrichten anderer Benutzer abonnieren kann.
Autoren werden als „Twitterer“, seltener als „Tweeps“ bezeichnet; Leser, die die Beiträge eines Autors abonniert haben, werden als „Follower“ (englisch to follow = folgen) bezeichnet. Die Beiträge der Personen, denen man folgt, werden in einem Log, einer abwärts chronologisch sortierten Liste von Einträgen dargestellt.
Der Absender kann entscheiden, ob er seine Nachrichten allen zur Verfügung stellen oder den Zugang auf eine Freundesgruppe beschränken will. Am 8. Januar 2010 hat die American Dialect Society den Begriff tweet zum Word of the Year 2009 gewählt.
Hashtags
Ein Hashtag ist ein Stichwort in Form eines Tags, das insbesondere bei Twitter Verwendung findet. Die Bezeichnung stammt vom Doppelkreuz „#“ (englisch „hash“), mit dem ein solches Tag eingeleitet wird. Nach dem Tag steht kein Leerzeichen. Beispiel: „#wikipedia „. Im Gegensatz zu anderen Tag-Konzepten werden Hashtags direkt in die eigentliche Nachricht eingefügt; jedes Wort, vor dem ein Doppelkreuz steht, wird als Tag verwendet.
Hashtags wurden im August 2007 von Chris Messina (Twitter-Nickname „FactoryJoe“) vorgeschlagen. Seit Twitter selbst eine Suchfunktion anbietet, ist der Nutzen von Hashtags umstritten. Alternative Twitter-Clients verlinken Hashtags automatisch auf eine entsprechende Trefferliste. Durch eine Analyse der Hashtags kann festgestellt werden, welche Twitter-Themen besonders beliebt sind. Diese werden in den Trending Topics auf der Twitter-Startseite angezeigt.
Hashtags sind zum Teil auch eine ironische Form des Kommentierens eines Tweets, indem man ihn in einen Zusammenhang stellt, der unerwartet ist und als Einordnung dem Tweet eine neue Konnotation beigibt.
Unternehmen
Geschichte
Twitter war ursprünglich ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur internen Kommunikation für Mitarbeiter der San Franciscoer Podcasting-Firma Odeo, gegründet im März 2006 von Jack Dorsey, Biz Stone und Evan Williams. Später kam heraus, dass eine weitere Person an der Gründung von Twitter maßgeblich beteiligt war: Noah Glass.
Glass war es auch gewesen, der den Namen „Twitter“ vorgeschlagen hat. Anfangs lief die Technik des Twitter-Service direkt auf dem IBM Thinkpad Laptop von Glass. Mitentwickler war zu dieser Zeit, als sich das Projekt noch Twttr nannte, der deutsche Auftragsentwickler Florian Weber.
2006 wurde Twitter ein Produkt der Firma Obvious. Der Dienst gewann sehr schnell an Popularität. Im März 2007 gewann er den South by Southwest Web Award in der Kategorie „Blogs“. Dorsey, der Mann hinter dem Konzept von Twitter, hielt bei der Verleihung des South by Southwest Web Award folgende humorvolle Rede: „Wir würden uns gern mit 140 Zeichen oder weniger bedanken. Was wir hiermit getan haben!“
Im April 2007 gliederte Obvious Twitter als eigenständiges Unternehmen aus. Dorsey war CEO, bis er 2008 von Williams ersetzt wurde. Im November 2009 sagte Biz Stone während einer Veranstaltung an der Universität von Oxford, dass ein Börsengang als eine Möglichkeit betrachtet wird, um Twitter zu einem Unternehmen auszubauen, das es lange Zeit geben wird. Im Oktober 2010 gab Evan Williams bekannt, dass er seinen Posten als CEO verlässt und Dick Costolo seine Nachfolge antritt.
Erst im Jahr 2011 betonte Evan Williams die wichtige Rolle des Mitgründers Noah Glass, die Glass während der frühen Produktentwicklungsphase von Twitter zusammen mit Ideengeber Jack Dorsey hatte. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit Noah Glass hatte Evan Williams ihn nach der Firmenausgründung aus Odeo unter der neuen Firma Obvious nicht wieder in das Team aufgenommen.
„It’s true that @Noah never got enough credit for his early role at Twitter. Also, he came up with the name, which was brilliant.“ – Evan Williams
Akquisition von Summize
Summize war ein Internet-StartUp, das den Twitter-XMPP-Stream verwendete, um Benutzern zu ermöglichen, Twitter-Konversationen nahezu in Echtzeit zu durchsuchen. Am 15. Juli 2008 akquirierte Twitter Summize und integrierte es in seine Website unter der Subdomain search.twitter.com. Zum Zeitpunkt des Verkaufs hatte Summize sechs Mitarbeiter, von denen fünf zu Twitter wechselten. Der CEO Jay Verday wechselte in ein anderes Projekt.
Einnahmen
Der Gründer Evan Williams sammelte etwa 22 Millionen US-Dollar Risikokapital zum Betrieb und Ausbau seines Dienstes ein. Twitter ist durch Fred Wilsons Union Square Ventures, Digital Garage, Spark Capital und Jeff Bezos´ Bezos Expeditions finanziell abgesichert. The Industry Standard verwies auf das Fehlen von Einnahmen als Gefahr für die langfristige Lebensfähigkeit. 2008 verkaufte Twitter keine Werbung und erzielte keinerlei Einnahmen.
Datenschutz
Twitter sammelt personenbezogene Daten seiner Benutzer und teilt sie Dritten mit. Twitter sieht diese Informationen als einen Aktivposten und behält sich das Recht vor, sie zu verkaufen, wenn das Unternehmen seinen Eigentümer wechselt.
Im Mai 2011 händigte Twitter, vermutlich erstmals, nach einer Klage vor einem kalifornischen Gericht die IP-Adressen, Mobilfunknummern, E-Mail-Adressen und weitere Daten von mehreren Nutzerkonten an den Gemeinderat des englischen South Tyneside aus, um den Urheber von Beleidigungen gegen Ratsmitglieder zu identifizieren.
Unternehmenswert
Anfangs März 2011 boten Investoren an einer Versteigerung der SharesPost pro Twitter-Aktie USD 34,50. Bei knapp 224 Millionen Aktien ergibt dies hochgerechnet einen Gesamtwert von US$ 7,7 Milliarden. Im Dezember 2010 wurde anlässlich einer Finanzspritze der Unternehmenswert durch Experten auf rund die Hälfte dieses Wertes geschätzt.
Ende 2011 wurde ein Investment des saudi-arabischen Milliardärs Alwaleed bin Talal in den Kurznachrichtendienst bekannt. Der Prinz stellte dem Internetunternehmen über seine Kingdom Holding 300 Millionen Dollar zur Verfügung und erhielt im Gegenzug bei einem mittlerweile auf acht Milliarden Dollar geschätzten Firmenwert eine Beteiligung von 3,8 Prozent.
Technologie
Twitter setzt Java für die Erzeugung von Webseiten ein. Ursprünglich war die Message Queue, die für die Weiterleitung der eigentlichen Nachrichten zuständig ist, in Ruby geschrieben. Diese musste jedoch aufgrund von Skalierungsproblemen neu geschrieben werden, was in der Programmiersprache Scala erfolgte. Für die Oberflächengestaltung verwendet Twitter ein eigens entwickeltes UI-Framework namens Bootstrap, welches als Open-Source-Projekt der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird.
Komplementoren
Die Twitter-API erlaubt die Integration von Twitter in andere Webdienste und Anwendungen. Twitter kann neben spezialisierten Clients wie Seesmic Desktop auch in verschiedenen anderen Programmen verwendet werden, beispielsweise im Kundenbeziehungsmanagement-Dienst Salesforce.com, den Instant-Messaging-Client-Diensten Adium, Digsby oder im Flock-Browser. T-Mobile USA hat in sein Sidekick-Mobiltelefon neben Facebook auch Twitter integriert.
Mittels Erweiterungen lassen sich zusätzliche Informationen über den Absender und die Empfängergruppe anzeigen, wie etwa den jeweiligen Standort auf dem Kartendienst Google Maps. Mit spezialisierten Clients wie TweetDeck lassen sich Nachrichten übersichtlicher darstellen. So kann auch bei mehreren Twitter-Konten die Übersicht behalten werden.
Am 9. April 2010 wurde bekannt, dass Twitter die Entwicklerschmiede des mobilen Clients Tweetie übernommen hat und zukünftig eine Applikation für das Apple iPhone kostenlos anbieten möchte. Die offizielle Twitter-Applikation erschien am 19. Mai 2010 im App Store.
Andere Twitterclients
- TwitterNeighbor
- Echofon (für iOS, Mac OS, Windows und Mozilla Firefox)
- Gwibber (ab Version 10.04 von Ubuntu vorinstalliert)
- MetroTwit (für Windows)
- SharedMinds Desktop (für Windows)
- Peep (für Android mit HTC Sense)
- Phnx (für HP webOS)
- Plume (für Android)
- Seesmic (für Android, iOS, BlackBerry, Windows Phone 7, Windows und Mac OS, Nachfolger von Twhirl)
- Sparrow (für HP webOS)
- Spaz (für HP webOS)
- Tweetbot (für iOS)
- TweetComb (für Android, gut geeignet für Android-Tablets)
- Tweetdeck (für Android, iOS, Windows, Mac OS sowie Linux)
- Tweetings (für Mac OS, iOS, Windows und Google Chrome)
- Tweettime (für iOS)
- Twicca (für Android)
- Twitter for Mac (vormals Tweetie) (für Mac OS)
- Twitdroyd (für Android)
- Twitterrific (für Mac OS, iOS)
- Hootsuite (für Android)
Sicherheit
Die erste Sicherheitslücke bei Twitter wurde am 7. April 2007 von Nitesh Dhanjani gemeldet. Das Problem entstand dadurch, dass Twitter die Absenderangabe einer SMS als Authentifizierung für ein Benutzerkonto nutzte.
Nitesh verwendete einen Free-SMS-Dienst, um eine SMS zu manipulieren, woraufhin Twitter die Nachricht im Namen des Opfers verbreitete. Diese Sicherheitslücke kann nur ausgenutzt werden, wenn die Telefonnummer des Opfers bekannt ist. Wenige Wochen nach dieser Entdeckung führte Twitter eine optionale PIN ein, um SMS authentifizieren zu können.
Am 20. März 2009 wurde eine weitere Sicherheitslücke entdeckt, nachdem Twitter kurz zuvor ein Problem mit fälschbaren SMS-Updates zumindest provisorisch hatte lösen können. Bei der neuen Lücke handelt es sich um eine Cross-Site-Scripting-Lücke, die prinzipiell sogar ein Wurm ausnutzen könnte.
Am 21. September 2010 wurde das Webinterface von Twitter das Opfer eines Angriffs via Cross-Site-Scripting, bei dem der JavaScript-Befehl „onmouseover“ genutzt wurde. Dies veranlasste die Nutzer dazu, teilweise automatisch die ungewünschten Inhalte unter ihren Followern weiterzuverbreiten, ähnlich der Weiterverbreitung eines Computerwurms.
Die Auswirkungen betrafen dabei nicht die Benutzung des Dienstes über Apps bzw. Clients. Nach ersten Medienberichten führte ein Bug beim Kurz-URL-Dienst „t.co“ von Twitter zur clientseitigen Ausführung des Javascript-Codes.
Nutzung und Verbreitung
Laut einer Nutzerstatistik des Marktforschungsunternehmens Nielsen hatte Twitter im Juni 2009 in Deutschland 1,8 Millionen Nettonutzer (Unique Audience). Damit habe sich die Nutzerzahl von Twitter in Deutschland laut dieser Nielsen-Studie von April 2009 bis Juni 2009 fast verdoppelt.
Allerdings zeigt die „Loyalitätsanalyse“ von Nielsen, dass lediglich „35,7 Prozent der Nutzer des Vormonats im Juni erneut Twitter besucht haben.“ Die Studie fand weiterhin heraus, dass der Großteil der Twitter-Nutzer im Juni 2009 nur einmal (71,1 Prozent) und nur 14,8 Prozent der Nutzer mindestens dreimal auf der Webseite waren.
Und nur 6,5 Prozent der Twitter-Nutzer hätten im Juni 2009 mehr als 30 Minuten auf der Seite verbracht. Das Fazit von Nielsen zum Nutzerverhalten der Twitter-Nutzer aus dieser Studie lautet: „Auf der einen Seite steht das enorme Interesse und der Zuwachs der Nutzerzahlen. Auf der anderen Seite statteten die Nutzer Twitter nur wenige Besuche ab und viele Nutzer des Vormonats sind nicht wieder zurückgekehrt.“
Zahlen für Österreich werden regelmäßig durch den Social Media Radar Austria erhoben. Demnach hatte Twitter im Mai 2011 45.367 österreichische Nutzer, wovon 16.201 schreibende Konten waren. Insgesamt existierten in Österreich 21.669 aktive Konten.
Demographische Informationen über die Twitter-Nutzer: Laut einer Online-Twitterumfrage vom März 2009, in der 2779 brauchbare Datensätze ausgewertet wurden, war das Durchschnittsalter der deutschen Twitter-Nutzer 32 Jahre, 74 Prozent der Nutzer waren männlich und 78 Prozent hatten Abitur.
Laut dieser Umfrage würden zudem zwei von drei Twitter-Nutzern selbst einen eigenen Blog betreiben und unter anderem über Technik, Web-2.0-Themen oder Privates schreiben. 50 Prozent der Nutzer würden aus der Medien- oder Marketingbranche stammen und jeder Vierte sei Führungskraft oder Unternehmer.
Laut plattformeigenen Angaben haben sich per Ende 2011 rund 100 Millionen Nutzer mindestens einmal pro Monat mit einem eigenen Account bei Twitter eingeloggt, rund die Hälfte davon täglich. 55% der User nutzen mobile Endgeräte. 40% der User nutzen Twitter lediglich zur Informationsbeschaffung, ohne selber Kurznachrichten zu publizieren.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Twitter)