BeOS, Be Operating System, war ein Betriebssystem des Unternehmens Be Incorporated und wurde von Be in späteren Versionen aufgrund seiner Multimedia-Fähigkeiten auch häufig als „Media OS“ bezeichnet. Gegenüber Konkurrenzprodukten wie Windows, MacOS oder Linux konnte es sich nicht durchsetzen.
System
Bei BeOS handelt es sich um ein Einbenutzersystem mit einem modularen Hybridkernel für X86- (mindestens Pentium) und PowerPC-Prozessoren (PowerPC 603 und 604, G3 nur auf Upgradekarten). Es unterstützt Mehrprozessorsysteme mit bis zu acht Prozessoren und ist multitasking- und multithreadingfähig. BeOS verwendet ein eigenes BeFS genanntes 64-Bit-Journaling-Dateisystem.
BeOS ist jedoch auch in der Lage, auf Partitionen, die mit den Windows-Dateisystemen FAT16, FAT32 oder dem Mac-OS-Dateisystem HFS formatiert sind, lesend und schreibend zuzugreifen. Auf Partitionen, die mit dem Windows-Dateisystem NTFS oder dem Linux-Dateisystem ext2 formatiert sind, kann lesend zugegriffen werden. Zudem verfügt BeOS über einen Speicherschutz, der verhindert, dass ein abgestürztes Programm das gesamte System beeinträchtigt.
Dies war bei Erscheinen von BeOS eine echte Neuerung im Heimanwenderbereich, verfügten doch die beiden damals populärsten Betriebssysteme Windows 95 und Mac OS (bis 9) eben nicht über diese Technik. BeOS brachte mit bootman seinen eigenen Bootmanager mit, der komplett in den Master Boot Record passt. Er kann keine Dateisysteme lesen und lädt daher ein Betriebssystem so, als ob es direkt gestartet würde, dadurch kann bootman nahezu jedes Betriebssystem starten. BeOS verzichtete auf die Trennung von Kernel und grafischer Oberfläche.
Anwendungen
BeOS bringt standardmäßig bereits verschiedene Anwendungen mit, etwa den Browser NetPositive, einen Medienplayer (MediaPlayer), einen Bildbetrachter (ShowImage), ein E-Mail-Programm (BeMail) und einen Webserver (PoorMan). Zusätzlich bringt BeOS mit SoftwareValet ein Programm mit, das es erlaubt, auf einfache Weise neue Software zu installieren, die in entsprechenden Archiven mit der Endung. pkg untergebracht ist.
Des Weiteren existieren viele verschiedene Free- und Shareware-Programme, da Be schon früh freie Entwickler für BeOS begeistern konnte. Beispiele für derartige Software sind AbiWord und BeZilla (Mozilla-Portierung).
Im April 1996 erschien mit CodeWarrior eine Integrierte Entwicklungsumgebung für BeOS. Ab BeOS 3 gibt es auch von größeren kommerziellen Anbietern verschiedene Software für BeOS, so existieren mit BeBasic und Gobe Productive zwei Office-Pakete für BeOS. Insbesondere Gobe Productive von ehemaligen Mitarbeitern der Apple Works Suite hatte sehr innovative Ansätze. Weitere Software folgte, etwa der Browser Opera.
Das Unternehmen BeatWare bot gleich mehrere ihrer Produkte für BeOS an, nämlich das Mailprogramm Mail-It, den FTP-Client Get-It und das Grafikprogramm e-Picture. Bei Erscheinen der kostenlosen Personal Edition von BeOS 5 gab BeatWare bekannt, dass Mail-It und Get-It ebenfalls kostenlos erhältlich sind. Von Adamation gab es einen der ersten Home-Videoeditoren, Personal Studio.
Viele weitere kommerzielle Programme gab es insbesondere aus dem Multimediabereich. Videoschnittprogramme (VideoWave), Animationssoftware (Cinema 4D) oder Software zur Audiobearbeitung, etwa Nuendo von Steinberg, waren angekündigt und wurden teilweise auch auf Messen vorgeführt, erschienen jedoch größtenteils nie in einer endgültigen Version. Von der mittlerweile etablierten IK Multimedia existieren Ports von T-Racks und Groovemaker, nachdem man sich auf der Musikmesse in Frankfurt von den Qualitäten des Systems überzeugte.
Die Hersteller waren von der generellen Überlegenheit des Systems überzeugt, allerdings vermochte es die Führung von Be Inc. nicht, den notwendigen Support für die Softwarehersteller zu bieten. Der strategische Richtungswechsel auf BeIA war somit für die meisten Unternehmen der Grund, trotz Vorstellung der Produkte auf dem BeOS auf der Cebit, der Musikmesse in Frankfurt oder in Arnheim die Entwicklung einzustellen. Auf einer Entwicklermesse in Frankfurt zeigte sich jedoch deutlich der hohe Latenz- und Geschwindigkeitsunterschied zu Windows-basierten Systemen.
Geschichte
BeOS wurde ursprünglich für ein Mehrprozessor-System auf Basis des AT&T Hobbit-Prozessors entwickelt. Die Verwendung von zwei Prozessoren gehörte zur Firmenphilosophie, der Slogan „One processor per person is not enough“ drückte dies aus. Schon dieses System trug den Namen BeBox. Noch während der Entwicklung von BeOS wurde die Produktion dieses Prozessors von AT&T eingestellt. Die BeBox wurde daher auf Basis des damals noch jungen RISC-Prozessors PowerPC neu entwickelt.
Die erste erschienene BeBox besitzt zwei dieser Prozessoren vom Typ 603 mit je 66 MHz. Das Design ist jedoch sehr unglücklich, da der verwendete Prozessor-Kontroller nur zwei Prozessoren oder einen Prozessor und dessen 2nd-Level-Cache verwalten kann. Dieses Problem wurde auch mit der zweiten BeBox auf Basis von zwei Prozessoren vom Typ 603e mit je 133 MHz nicht vollständig gelöst. Später wurde das System auf Apple Macintosh und dann auf Intel-kompatible Rechner portiert.
Als die BeBox zusammen mit der ersten Entwicklerversion von BeOS im Oktober 1995 auf der Bildfläche erschien – sie konnte nur über die Internetseite von Be bestellt werden – wurden die Geeks als erste Zielgruppe anvisiert. Diese sollten das System nehmen und mit der Unterstützung von Be daraus machen, was auch immer sie wollten. Im Vergleich zu anderen Systemherstellern bot Be den Entwicklern einen besseren Support, guten Kontakt, und den Entwicklerwünschen wurde schnell entsprochen.
Das System sprach damals auch viele Amiga-Entwickler und -Nutzer an, von denen viele auf der Suche nach einer neuen Plattform waren. Noch im Mai 1996 wurde auf dem deutschen Amiga-Meeting in Burlafingen die DeBUG (Deutsche BeBox User Group, später Deutsche Be User Group) gegründet, die bis heute besteht.
Im Sommer 1996 wurde BeOS als Kandidat für die Mac-OS-Nachfolge gehandelt, was im wesentlichen darauf zurückzuführen war, dass das System mittlerweile auf den Macintosh-Rechnern von Apple lief und eben jene Funktionen bot, die dem klassischen Mac OS zu einem modernen Betriebssystem fehlten.
Noch 1997 konnte man auf der Webseite von Be lesen, dass BeOS als Betriebssystem entwickelt wurde, welches den alten Ballast abschüttelt und das beste aus der Welt von Unix, Mac OS und AmigaOS aufgreift, auch wenn vom AmigaOS erst sehr spät einige Ideen – hauptsächlich auf Druck der Entwicklergemeinde – übernommen wurden. Dazu gehörte zum Beispiel das vom Amiga bekannte „DataTypes“-System.
Durch die Aufgabe der eigenen Hardware (BeBox) im Januar 1997 gehörte die Mehrprozessorphilosophie der Vergangenheit an, da weder bei Macs noch bei PCs Mehrprozessorsysteme üblich waren. Aber dennoch läuft das System bis heute auf mehreren Prozessoren.
Im Jahr 1998 präsentierte sich BeOS mit dem Intel-Port als komplett neues, multimediataugliches Betriebssystem. Dies ging so weit, dass sogar behauptet wurde, das System sei von Grund auf für Multimedia entwickelt worden, auch wenn zwei Jahre vorher Multimedia noch kein explizites Thema für BeOS war.
Auch für die Entwicklergemeinde hatte sich einiges geändert. Der Erfolgsdruck auf Seiten des Herstellers wurde spürbar. Be erwies sich als sehr unstet, und die oft auftretenden Zielwechsel hatten spürbare Auswirkungen: 1998 hatten sowohl Entwickler- wie auch Nutzergemeinde mindestens zweimal komplett gewechselt, auch das System war in vielen Komponenten immer wieder verworfen und neu entwickelt worden.
1999 sah dennoch nach einem erfolgreichen Jahr für BeOS aus, das System erlangte nach und nach mehr Reife, die Hardwareunterstützung erreichte akzeptable Ausmaße. Die großen Hoffnungen bewahrheiteten sich jedoch nicht, gerade die großen Softwarehersteller zögerten, Software, beispielsweise zur Text- und Grafikverarbeitung, zu portieren.
Die letzte unter der Leitung von Be erschienene Version war BeOS 5 aus dem Jahr 2000. Diese erschien sowohl als „Professional Edition“, die kommerziell vertrieben wurde, als auch als kostenlose „Personal Edition“, die auch von verschiedenen Computer-Magazinen auf der Heft-CD mitgeliefert wurde. Durch diese Version vergrößerte sich die Nutzerzahl stark, der kommerzielle Erfolg blieb jedoch aus.
Dennoch hatten einige Firmen aus dem Multimediabereich bereits Portierungen ihrer Produkte angekündigt. Überraschend kam dann ein erneuter Kurswechsel von Be: BeOS als eigenständiges Produkt wurde aufgegeben zugunsten von BeIA, einem Betriebssystem für sogenannte Internet Appliances.
BeOS sollte nur noch als Entwicklungsplattform für BeIA dienen und nur in sehr eingeschränktem Maße – wie es die Entwicklung von BeIA erforderte – weiter gewartet und veröffentlicht werden. Dies führte dazu, dass nicht nur viele Anwender, sondern vor allem die professionellen Anbieter BeOS den Rücken kehrten – noch bevor ihre Anwendungen fertig portiert waren.
Das Unternehmen Be musste dann 2001 Gläubigerschutz beantragen, da das Geschäft mit den Internet Appliances so schnell vorbei war, wie es begonnen hatte. Sehr zügig wurden alle geistigen Besitztümer von Be an das Unternehmen Palm verkauft und die Entwicklung von BeOS offiziell eingestellt.
Nachfolgeprojekte
Haiku (OpenBeOS)
Mit dem Ende von Be und der Tatsache, dass Palm an einer Weiterentwicklung nicht interessiert war, begann die Entwicklung von Haiku (damals noch unter dem Namen „OpenBeOS“), einer Implementierung als Open Source. Mittlerweile wird ein bootfähiges Image der Alphaversion von Haiku angeboten.
ZETA
Im Gegensatz zum von Grund auf neu entwickelten Haiku war das Betriebssystem ZETA, das am 3. November 2003 auf den Markt kam und bis April 2007 erhältlich war, eine direkte Weiterentwicklung, die den originalen Quelltext von BeOS verwendet. Es handelt sich also um ein proprietäres Betriebssystem, mit dem kommerzielle Ziele angestrebt wurden.
Es wurde bis Anfang 2006 vom Mannheimer Unternehmen yellowTAB herausgegeben und nach dessen Insolvenz durch das Unternehmen Magnussoft übernommen, das Anfang 2007 mit ZETA 1.5 die voraussichtlich letzte Version veröffentlichte.
Magnussoft stellte die Weiterentwicklung aufgrund der schlechten Verkaufszahlen ein. Als anschließend Hauptentwickler Bernd Korz öffentlich Überlegungen über eine Freigabe des unter seiner Leitung entstandenen Quellcodes anstellte, meldete sich ein Vertreter von Access, Inc., der Inhaber der BeOS-Rechte zu Wort und erklärte, Bernd Korz habe nie eine Lizenz zur Nutzung des BeOS-Quelltextes besessen. Mithin sei ZETA ein illegales Derivat. Magnussoft reagierte, indem es ZETA „vorläufig“ vom Markt nahm.
BlueEyedOS
BlueEyedOS versuchte aufbauend auf dem Linux-Kernel und einem X-Server ein System unter LGPL zu erstellen, das sowohl optisch als auch von den Schnittstellen kompatibel zu BeOS ist. Die Arbeit an BlueEyedOS begann am 1. Juli 2001 unter dem Namen BlueOS und wurde im Februar 2005 eingestellt.
Cosmoe
Cosmoe wurde von Bill Hayden als ein Open-Source-Betriebssystem entworfen, das auf dem Quellcode von AtheOS basiert, jedoch als Kernel nicht den ursprünglichen AtheOS-Kernel, sondern den Linux-Kernel verwendet. Es ähnelt optisch BeOS. Das Ziel des Projekts war jedoch, dass es auch Sourcecode-kompatibel zu BeOS wird.
Cosmoe unterliegt der GPL und LGPL. Die letzte Version 0.7.2 wurde am 17. Dezember 2004 veröffentlicht. Projektautor Hayden erklärte im Dezember 2006 in einem Interview, dass er seit längerer Zeit nicht mehr an dem Betriebssystem gearbeitet habe und dass er es begrüßen würde, wenn ein Nachfolger die Entwicklung weiterführen würde.
In einem Posting vom 6. Februar 2007 erklärte er, dass er die Entwicklung wieder aufgenommen habe. Am Ende desselben Monats verbreitete er zudem, die Veröffentlichung von Version 0.8 stehe unmittelbar bevor. Diese ist jedoch ausgeblieben, sodass Cosmoe als verwaist angesehen werden muss.
ZevenOS
ZevenOS griff 2008 zumindest optisch den Ansatz von BlueEyedOS wieder auf, ein Linux-System als Betriebssystem-Grundlage zu verwenden (Details Inoffizielle_Ubuntu-Derivate#ZevenOS).
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/BeOS)