Ein E-Book-Reader (auch: E-Reader) ist ein tragbares Lesegerät für elektronisch gespeicherte Buchinhalte (E-Books). Neben spezialisierten Geräten, die elektronisches Papier zur Anzeige verwenden, lassen sich mit entsprechender Software auch Smartphones, Tablet-Computer und PCs als E-Book-Reader nutzen.
Geschichte
Bereits 1999 brachte die Firma NuvoMedia den ersten E-Book-Reader „Rocket eBook“ auf den amerikanischen Markt, damals noch mit konventioneller LCD-Technik. Der kommerzielle Erfolg blieb dem Gerät jedoch verwehrt und E-Book-Reader verschwanden bis 2007 wieder aus der allgemeinen Aufmerksamkeit. Im November 2007 veröffentlicht Amazon den Kindle in den USA und legt damit den Grundstein für den Durchbruch dedizierter E-Book-Reader.
Eines der Schlüsselmerkmale des Kindle ist seine direkte Anbindung per Mobilfunk an den Onlineshop von Amazon. Im Jahr 2009 haben weitere namhafte Konzerne E-Book-Reader auf den Markt gebracht (Sony, Samsung, Barnes and Noble) oder kündigten eigene Entwicklungen entsprechender Geräte an (Vodafone, News Corp, Bridgestone).
Technik
E-Book-Reader besitzen gewöhnlich ein Display mit einer Diagonale zwischen 5 und 10 Zoll, welches meist mit einer sehr kontrastreichen Anzeigetechnik auf Basis elektronischen Papiers von Herstellern wie E-Ink oder SiPix ausgestattet ist. Diese benötigt keine aktive Hintergrundbeleuchtung (im Gegensatz zu gewöhnlichen LCD-Anzeigen) und bietet so ein sehr gut lesbares Schriftbild mit hoher Auflösung, das die Augen kaum anstrengt und auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch sehr gut lesbar bleibt. Es erinnert dadurch sehr an das gewohnte Schriftbild von bedrucktem Papier.
Elektronisches Papier enthält eine klare Flüssigkeit, in der positiv geladene Mikropartikel in schwarzer Farbe und negativ geladene Mikropartikel in weißer Farbe enthalten sind. Durch einmaliges Anlegen einer elektrischen Spannung können die Mikropartikel systematisch angeordnet werden. Zum Aufrechterhalten des Bildes ist so keinerlei Energie nötig, theoretisch bleibt das einmal hergestellte Bild über Wochen erhalten. Da einige andere Komponenten des E-Readers jedoch ebenfalls – wenn auch minimale – Strommengen benötigen, ist die Akkulaufzeit meist nur theoretisch im Bereich von Wochen und Monaten anzusiedeln.
Zukunft
Der Entwicklungstrend für E-Book-Reader ist nicht klar abzusehen, insbesondere nicht, ob sie sich gegen Mehrzweck-Geräte wie Smartphones oder Tablet-PCs, die im Prinzip die gleichen Aufgaben übernehmen können, durchsetzen werden oder neben diesen parallel existieren werden. Der größte Vorteil der Geräte – taschenbuchähnliches Gewicht und ein Lesegefühl ähnlich wie auf gedrucktem Papier bei sehr langer Akkulaufzeit – ist auch einer ihrer größten Nachteile.
Durch die derzeit verwendete Anzeigetechnik ist das Display auf Graustufen beschränkt und reagiert sehr träge, die Displays benötigen für einen Bildneuaufbau rund eine Sekunde. Das macht die Geräte einerseits untauglich für Animationen und mindert durch die einfarbige Anzeige die Attraktivität dieser Displays für farbgebundene Medien wie Magazine oder auch Anzeigenwerbung.
Die Entwicklung in der Anzeigetechnik geht deshalb hin zu farbigen Displays (Mirasol) und Hybriddisplays, die sich bei Bedarf zwischen einem konventionellen und einem „E-Paper“-Modus umschalten lassen. Ebenfalls großen Anklang finden E-Book-Reader mit direkter Anbindung per Mobilfunknetz an das Internet oder Büchershops (zum Beispiel Amazon Kindle, Barnes & Noble Nook und Thalia OYO), um den Lesestoff mit wenigen Klicks auf das Gerät herunterzuladen.
Kritik
Für E-Book-Lesegeräte, die eine Anbindung an WLANs oder GSM/UMTS-Netzwerke besitzen, ist eine nachträgliche Veränderung von Inhalten bzw. ein Löschen von Dokumenten prinzipiell möglich. Dies tat Amazon am 17. Juli 2009, indem Kindle-E-Books (darunter Animal Farm und Nineteen Eighty-Four von George Orwell) von den Geräten seiner Kunden gelöscht wurden, da dem Verleger die Rechte zur Veröffentlichung als E-Book fehlten.
Nach Protesten verkündete der Amazon-Sprecher Drew Herdener, dass dies in Zukunft nicht mehr vorkommen solle. Kritisiert werden auch die derzeitigen Nachteile gegenüber herkömmlichen Büchern, die neben der Sicherheit (Lösch- und Veränderbarkeit) die Rechteeinschränkungen betreffen.
Kritiker der E-Book-Lesegeräte sind der Meinung, dass Geräteklassen, die fast ausschließlich für einen Zweck nutzbar sind, zukünftig von Multifunktionsgeräten verdrängt würden. Zudem habe sich noch kein einheitlicher Standard für E-Books durchgesetzt, weshalb Inkompatibilitäten zwischen E-Books und den Lesegeräten gängig seien. Dies wirke sich zunehmend auch auf die Absatzchancen einzelner Geräte aus.
So erschienen mehrere Geräte, trotz Produktankündigung, nie auf dem Markt. Ein Grund dafür ist auch, dass besonders neuere Tablet-Computer eine starke Konkurrenz zum klassischen E-Book-Reader darstellen. Die Verkaufszahlen 2010 sprechen bei 18 Millionen verkauften Tablet-Computern und 12,8 Millionen E-Book-Readern jedoch gegen diese These.
Absatzzahlen und Marktbedeutung
Nach einer Studie von IDC vom März 2011 wurden weltweit im Jahr 2010 rund 12,8 Millionen E-Book-Reader verkauft; deutlicher Marktführer mit 48 % Marktanteil in 2010 sind die Amazon-Kindle-Modelle, gefolgt von Pandigital (Novel eReaders), Barnes & Noble (Nook und Nook color), Hanvon (WISEreader) und den Sony Readern.
Auf dem US-amerikanischen Markt zeigte sich nach einer Studie von Pew Research, die E-Book-Reader- und Tablet-Computer-Markt verglich, dass der Anteil derer, die einen Reader besitzen, zwischen November 2010 und Mai 2011 von 6 auf 12 Prozent der US-Bürger wuchs; der Anteil der Tablet-Besitzer stieg dagegen langsamer von 5 auf 8 Prozent. Etwa 3 % der Amerikaner besitzen sowohl ein Tablet, als auch einen E-Book-Reader.
Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung gab es Anfang 2012 in Deutschland gut 5 Millionen Lesegeräte. Marktführer ist der Kindle, der in 1,6 Millionen Haushalten vorhanden ist.
E-Book-Reader und Sehbehinderung
Für Menschen mit Sehbehinderung können E-Book-Reader Vorteile gegenüber gedruckten Büchern bieten. Viele Geräte bieten eine stufenweise Schriftvergrößerung und Auswahl der Schriftart an, wodurch eine angemessene Vergrößerung erreicht werden kann. Der Reader sollte auch eine Textdarstellung im Querformat zulassen, damit beim Lesen unter Vergrößerung möglichst nur in eine Richtung (nach unten) gescrollt werden muss. Die häufig eingesetzten E-Ink-Displays sind weitgehend spiegelungsfrei und daher für blendempfindliche Personen geeignet.
Bevorzugt sind Geräte zu wählen, die Buchformate abspielen können, die gut zugänglich sind und eine volle Vergrößerung zulassen, z. B. ePUB, PDF, Mobipocket, HTML oder TXT. Grundsätzlich sinnvoll wäre die Ausstattung mit einer Vorlesefunktion. Dies scheitert bislang an ungeklärten Fragen zum Urhebervertragsrecht von Büchern.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/E-Book-Reader)