Als Netbook wird eine Klasse von Computern bezeichnet, die bei Größe, Preis und Rechenleistung kleiner als übliche Notebooks ausgelegt sind. Die Geräte sind vor allem als tragbare Internet-Clients konzipiert, verfügen daher üblicherweise über integriertes WLAN und, im Vertriebsmodell mit Mobilfunk-Vertrag, teilweise über ein integriertes Mobilfunk-Modem (UMTS).
Konzept
Netbooks sind in der Regel leistungsschwächer als konventionelle Notebooks und Subnotebooks; das Display hat in der Regel eine Bilddiagonale von 7 bis 11,6 Zoll, ein optisches Laufwerk ist grundsätzlich nicht integriert. In Abgrenzung zu den UMPC haben Netbooks nur selten einen Touchscreen, dafür aber eine vollwertige QWERTZ-Tastatur und Touchpad. Die Geräte sind vorwiegend für die Internetnutzung, Büroarbeiten und zum Abspielen von Musik oder Videos konzipiert.
Als Betriebssystem kamen vorerst Microsoft Windows XP und verschiedene Linux-Distributionen zum Einsatz, denn die Rechenleistung war bei den meisten Netbooks für Windows Vista nicht ausreichend. Mit dem Verkaufsstop von Windows XP am 22. Oktober 2010 war auch die Auslieferung von neuen Netbooks mit XP nicht mehr möglich, sodass fortan Netbooks entweder mit dem verhältnismäßig ressourcenschonenden Windows 7 Starter oder einer Linux-Distribution ausgeliefert wurden. Bei Modellen mit mehr als 2 GB RAM und einem hochauflösenden 12,1″-Display wird auch häufig Windows 7 Home Premium benutzt. Bei dieser Geräteklasse verschwimmt jedoch die Grenze zu den Subnotebooks.
Geschichte
In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurden Notebooks unterhalb der Standardgröße als „Mini-Notebooks“ bezeichnet (siehe z. B. c’t 15/1998: „Bewegung im Mini-Notebook-Markt“ ). Der erste in Deutschland bekanntere Typ war das Libretto von Toshiba, das bei Veröffentlichung über 5000 DM kostete.
In Ostasien gab es 1998/99 einen Trend zu Mini-Notebooks; diese konnten sich in Europa nicht durchsetzen. Die Kategorie verschwand daraufhin – mit Ausnahme einiger Acer-, Toshiba- und Sony-Modelle – für einige Jahre vom Markt. Heute wird diese Gerätekategorie, nach der Preis- und Leistungsdefinition nach wie vor teuer und leistungsfähig, als Subnotebook vermarktet.
Die Idee, ein sehr kleines und mit nur begrenzter Leistung ausgestattetes Notebook anzubieten, gab es bereits lange vor den heutigen Netbooks, derartige Geräte spielten aber am Markt nur eine untergeordnete Rolle. Ein Beispiel hierfür ist ein Gerät des Herstellers Psion aus dem Jahr 2000, das erstmals die Bezeichnung „Netbook“ verwendete.
Weitere in Bezug auf ihre geringe Größe und eingeschränkte Leistung mit heutigen Netbooks vergleichbare Geräte waren Intels Classmate PC und der OLPC XO-1. Beide Geräte sind zunächst als günstige und robuste Notebooks für den Einsatz durch Schüler in Schwellenländern gedacht; ein Verkauf an private Kunden war zunächst nicht vorgesehen. Die Geräte sind inzwischen jedoch auch in Europa und den USA erhältlich; zum Teil jedoch nur unter der Bedingung, ein weiteres zu spenden.
Auf einer sehr ähnlichen Basis, jedoch für erwachsene Privatkunden gedacht, entstanden schließlich die heute als Netbook bezeichneten Geräte. Das erste Netbook dieser Art war der Asus Eee PC 700, der im Oktober 2007 in Taiwan eingeführt wurde und seit Januar 2008 in Deutschland erhältlich ist. Der Hersteller hatte anfangs aufgrund hoher Nachfrage mit Verfügbarkeitsproblemen zu kämpfen.
Inzwischen sind von diversen Anbietern ähnliche Geräte vorgestellt worden. Bis 2011 wird für diese schnell wachsende Geräteklasse ein Markt von etwa 50 Mio. Geräten erwartet. Im ersten Halbjahr 2009 wurden weltweit etwa 13,5 Millionen Geräte verkauft.
Einen wesentlichen Entwicklungsschub erleben moderne Netbooks mit Internetzugang dadurch, dass immer mehr Mobilfunkanbieter das bisher erfolgreiche Modell von subventionierten Handys mit Vertragsbindung auch auf subventionierte Netbooks ausweiten. Bei Abschluss eines solchen Vertrages erhält der Kunde ein Netbook mit integriertem Breitbandmodem und SIM-Karte des Mobilfunkanbieters zum symbolischen Betrag von einem Euro.
Die Finanzierung erfolgt wie bei „Gratishandys“ üblich durch eine monatliche Gebührenpauschale, diese beinhaltet ein vertraglich festgelegtes freies Downloadvolumen. Mobilfunkanbieter bewerben dabei zusätzliche kostenpflichtige Optionen wie einen vergünstigten Datenroamingtarif und Abodienste.
Marktentwicklung
Nach einer Studie des Marktforschungsanbieters Gartner machten Netbooks bereits im zweiten Quartal 2008 3 % des weltweiten PC-Marktes aus, bevor viele der großen Anbieter überhaupt derartige Geräte anboten. Im dritten Quartal 2008 stieg dieser Anteil im Wirtschaftsraum Europa, Nahost und Afrika (EMEA) zusammen auf 10 %, in den USA auf 5 %. Eine andere Studie berichtet von 7,7 % für EMEA und nennt mit 2,2 Mio. Geräten erstmals konkrete Zahlen.
Seit der Einführung der Tablet-PCs hat sich die Situation auf dem Markt für Netbooks im Jahr 2011 verändert. Der zunehmende Konkurrenzdruck hat im ersten Quartal 2011 zu einem deutlich niedrigeren Absatzvolumen geführt, als dies von den Herstellern angenommen wurde. Microsoft veröffentlichte jüngst Zahlen, die einen im Vergleich zum Vorjahresquartal 40%igen Rückgang der Netbook-Verkäufe im ersten Quartal 2011 belegen.
Von Analysten wird das Netbook als ein Risiko für die Marktposition des Betriebssystem-Herstellers Microsoft gewertet, da durch die Konzentration auf grundlegende Funktionen und Internetnutzung das Betriebssystem unwichtiger wird und somit auch erstmals die Weiterentwicklung von benutzerfreundlichen Linuxsystemen von breitem kommerziellen Interesse ist. Das zeigt sich beispielsweise in den Bemühungen von Intel um das Moblin-Projekt. Microsoft selbst geht davon aus, dass auf „nur“ 70 % aller Netbooks Windows installiert ist; bei Desktop-PCs sind es hingegen über 90 %.
Software
Die Wahl des Betriebssystems für Netbooks unterscheidet sich deutlich von der für andere PCs, da die Leistung begrenzt ist und Lizenzkosten relativ stärker ins Gewicht fallen.
Die Vorgängerversion der aktuellen Betriebssystemversion Windows 7 von Microsoft, Microsoft Windows Vista, schied als Betriebssystem aus, da die Leistung typischer Netbooks nur geringfügig über den Minimalanforderungen des Systems lag und vor allem die Lizenzkosten die Geräte deutlich verteuert hätten.
In Europa sind die meisten Geräte derzeit noch mit dem eigentlich eingestellten Vorgänger Microsoft Windows XP ausgestattet, dessen Verfügbarkeit speziell für Ultra Low Cost PCs um zwei Jahre zunächst bis Juni 2010 verlängert worden war. Hierbei wird die Lizenz je nach Leistung des Systems weiter verbilligt; die zulässige Ausstattung ist allerdings nach oben begrenzt. So sind maximal 1 GB Arbeitsspeicher zulässig; darüber sollte nach Microsofts Vorstellungen Windows Vista verwendet werden.
De facto wird diese Begrenzung jedoch entweder ignoriert oder Systeme mit mehr als 1 GB Arbeitsspeicher gar nicht mit Windows angeboten. Windows XP wird mittlerweile bei der Vorinstallation durch Windows 7 Starter ersetzt, Netbooks durften von den OEM-Herstellern nur noch bis 22. Oktober 2010 mit Windows XP vorinstalliert werden.
Zudem werden viele Netbooks mit verschiedenen Linux-Versionen ausgeliefert; im Falle des Eee PC beispielsweise mit einer angepassten Version der Linux-Distribution Xandros. Auch sollen laut Intel „die kommenden mobilen Internet-Devices mit Linux laufen“. Neben dem bei Asus eingesetzten Xandros finden sich auch das Fedora-Derivat Linpus (beim Acer Aspire One) und SUSE Linux Enterprise Desktop 10 von Novell als Linux-System auf derartigen Rechnern. Die Geräte von Dell und Toshiba benutzen eine angepasste Ubuntu-Version.
Im Zusammenhang mit der Vorstellung des Atom-Prozessors hat Intel unter dem Namen Moblin ein Entwicklerportal gegründet, auf dem man Linux-Kernel-Patches anbietet, die eine weitere Anpassung des Systems an die Stromsparfunktionen der Plattform ermöglichen. Hierfür angepasste Linux-Systeme sind bisher von Xandros und Ubuntu angekündigt. Xandros verspricht hierbei eine Steigerung der Akkulaufzeit um 25 %.
Ein weiteres linuxbasierendes Betriebssystem, das bislang in Mobiltelefonen und Tablet-PCs eingesetzte Google Android, wurde im Februar 2009 von Google für den Einsatz in Netbooks angekündigt.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Netbook)