Open Source [oʊpən ˈsɔːɹs] (engl., US), [əʊpən ˈsɔːs] (brit.) und quelloffen nennt man Werke, deren Lizenzbestimmungen besagen, dass man mit deren Empfang auch den dazugehörigen Quelltext empfängt.
Open-Source-Software (kurz OSS) steht unter einer der von der Open Source Initiative (OSI) anerkannten Lizenzen. Diese Organisation stützt sich bei ihrer Bewertung auf die Kriterien der Open Source Definition. Unter anderem beinhalten diese Lizenzen, dass die Software frei kopiert, modifiziert und verändert wie unverändert weiterverbreitet werden darf.
Open Source Software ist in der rein funktionellen Definition fast deckungsgleich mit der Freie-Software-Definition. Der Unterschied liegt in den vertretenen Werten: bei Freier Software ist das Grundprinzip die Freiheit der Nutzer (Freiheit über: Kontrolle der Software, Kooperation mit Anderen — angesehen als ein wichtiges soziales, politisches und ethisches Anliegen), während es bei Open Source (Verbunden mit der Open Source Initiative) nur die Hervorhebung des praktischen Nutzens und der Entwicklungsmethode ist.
Geschichte
Beeinflusst durch den 1997 publizierten Aufsatz Die Kathedrale und der Basar von Eric S. Raymond, entschied Netscape im Jahre 1998 angesichts der wachsenden Dominanz von Microsoft am Browser-Markt, den Quelltext des wirtschaftlich nicht mehr verwertbaren Netscape Navigators freizugeben (aus dieser Freigabe entstand später das Mozilla-Projekt).
Kurz darauf befanden Raymond, Bruce Perens, ein Informatiker, und Tim O’Reilly, Gründer und Vorstand des O’Reilly-Verlags, dass die Freie-Software-Gemeinschaft ein besseres Marketing benötige. Um diese freie Software als geschäftsfreundlich und weniger ideologisch belastet darstellen zu können, wurde dabei beschlossen, einen neuen Marketing-Begriff für Freie Software einzuführen – der Begriff Open Source wurde von da an flächendeckend im Marketing genutzt und war auch der Namensgeber für die von Raymond, Perens und O’Reilly gegründete Open Source Initiative (OSI). Es wurden für die Wirtschaft angepasste Open-Source-Lizenzen geschaffen, welche weiterhin den Bedürfnissen des Open-Source-Umfelds genügten, aber auch für die Wirtschaft interessant sein sollten. Eine der bekanntesten Lizenzen, die aus diesen Bestrebungen hervorging, ist die Mozilla Public License.
Definition der Open Source Initiative
Die Open Source Initiative wendet den Begriff Open Source auf all die Software an, deren Lizenzverträge den folgenden drei charakteristischen Merkmalen entsprechen und die zehn Punkte der Open Source Definition erfüllen:
- Die Software (d. h. der Quelltext) liegt in einer für den Menschen lesbaren und verständlichen Form vor: In der Regel handelt es sich bei dieser Form um die Quelltexte in einer höheren Programmiersprache. Vor dem eigentlichen Programm(ab)lauf ist es normalerweise notwendig, diesen Text durch einen so genannten Compiler in eine binäre Form zu bringen, damit das Computerprogramm vom Rechner ausgeführt werden kann. Binärprogramme sind für den Menschen im semantischen Sinne praktisch nicht lesbar.
- Die Software darf beliebig kopiert, verbreitet und genutzt werden: Für Open-Source-Software gibt es keine Nutzungsbeschränkungen. Weder bezüglich der Anzahl der Benutzer, noch bezüglich der Anzahl der Installationen. Mit der Vervielfältigung und der Verbreitung von Open-Source-Software sind auch keine Zahlungsverpflichtungen gegen einen Lizenzgeber verbunden.
- Die Software darf verändert und in der veränderten Form weitergegeben werden: Durch den offengelegten Quelltext ist Verändern ohne weiteren Aufwand für jeden möglich. Weitergabe der Software soll ohne Lizenzgebühren möglich sein. Open-Source-Software ist auf die aktive Beteiligung der Anwender an der Entwicklung geradezu angewiesen. So bietet sich Open-Source-Software zum Lernen, Mitmachen und Verbessern an.
Begriffsproblem „Freie Software“
In der eigentlichen Bedeutung unterscheidet sich die Open-Source-Definition nicht von freier Software. Der Begriff Open-Source-Software scheint aber mit der Betonung der Überlegenheit des Entwicklungsprozesses (siehe The Cathedral and the Bazaar von Eric Steven Raymond) eher die Entwicklersicht widerzuspiegeln, während der Begriff Freie Software den Nutzen des Anwenders und der Gesellschaft im Allgemeinen heraushebt. Beide Begriffe können unterschiedliche Assoziationen auslösen, die ursprünglich nicht geplant waren.
Die Entscheidung, den Terminus Open Source zu etablieren, vorgeschlagen von Christine Peterson vom Foresight Institute, begründete sich zum Teil auf der möglichen Missinterpretation des Wortes frei. Die Free Software Foundation (FSF) versteht das Wort im Sinne von Freiheit (“free speech, not free beer” – „freie Meinungsäußerung, nicht Freibier“), jedoch wurde es oft fälschlicherweise mit kostenlos assoziiert, da der englische Begriff Free beide Bedeutungen haben kann.
Tatsächlich ist freie Software in den meisten Fällen wirklich auch kostenlos erhältlich. Man hoffte, dass die Verwendung der Bezeichnung Open Source diese Mehrdeutigkeit beseitigt und auch eine einfachere Vermarktung von Open Source vor Vertretern der Wirtschaft ermöglicht. Außerdem weckt der Begriff Open Source nicht zwangsläufig eine Assoziation mit der GNU General Public License, die aus wirtschaftlicher Sicht problematisch sein kann.
Seit der Einführung der neuen Bezeichnung wurde jedoch oft kritisiert, dass diese Bezeichnung für einen mit Open Source Software nicht vertrautem Menschen ebenfalls Verwirrung stiften kann: Der Begriff Open Source assoziiert die Verfügbarkeit des Quelltextes, sagt aber nichts über die Freiheit, ihn zu verwenden, zu verändern und weiterzugeben, aus. Kritisiert wird daher von der FSF vor allem die Tatsache, dass der Begriff Open Source die Einsicht in den Quellcode einer Software hervorhebt, nicht aber die Freiheit, diesen Quellcode auch beliebig weiterzugeben oder zu verändern.
So nennt die PGP Corporation die aktuelle Version ihres Kryptographieprogramms PGP z. B. Open Source, da der Quellcode betrachtet werden kann. Weitergabe und Veränderung dieses Quellcodes sind aber verboten, so dass das Programm nicht unter die Open-Source-Definition fällt. Aus diesem Grund ist die freie Implementierung GNU Privacy Guard entstanden, die mit der GPL den Open-Source-Anforderungen gerecht wird.
Die Free Software Foundation, insbesondere Richard Stallman, kritisiert an der Open-Source-Bewegung, dass sie sozialethische Aspekte außen vor lässt und sich lediglich auf technische und wirtschaftliche Fragestellungen konzentriert. So werde die Grundidee von freier Software nach Stallmans Meinung vernachlässigt. Diese Ansicht wird auch von der Free Software Foundation und dem GNU-Projekt vertreten.
Der Begriff Freie Software wird häufig mit den Lizenzen der FSF (GNU GPL, GNU LGPL und GNU FDL) in Verbindung gebracht. Diese Lizenzen sind zwar auch nach Auffassung der OSI frei, sie fordern allerdings, dass abgeleitete Werke gleiche Freiheiten gewähren müssen. Bei der GNU FDL ist hierbei besonders zu beachten, dass sie die Möglichkeit bietet, die Modifikation ganz bestimmter Abschnitte zu verbieten. Die GNU FDL erfüllt somit eine grundlegende Anforderung der Open-Source-Definition und der Freie-Software-Definition sowie der Debian Free Software Guidelines für Software nicht, es handelt sich jedoch ebenfalls um eine Freie Dokumentationslizenz.
Die Begriffe Freie Software und Open-Source-Software werden zwar synonym verwendet, allerdings bestehen Unterschiede in der Interpretation. Die meisten Menschen und Organisationen, die von freier Software sprechen, sehen Lizenzen als unfrei an, wenn sie Einschränkungen enthalten wie eine Begrenzung des Verkaufspreises, die Pflicht zur Veröffentlichung eigener Modifikationen oder die Bestimmung, dass jede Modifikation der Software an den ursprünglichen Autor gesandt werden muss. Die Open-Source-Initiative dagegen akzeptiert solche Lizenzen als Open Source.
Dies ist unter anderem deshalb problematisch, weil Software unter diesen Lizenzen nicht oder nur unter starken Einschränkungen in andere freie Software-Projekte integriert werden kann, was dem Autor bei der Auswahl der Lizenz womöglich gar nicht bewusst war. Oft wird deshalb auch dazu geraten, keine eigene Lizenz zu verwenden, deren rechtliche und praktische Probleme man unter Umständen nicht überschaut, sondern auf eine erprobte und anerkannte freie Lizenz wie die GPL, die LGPL oder die BSD-Lizenz zurückzugreifen.
Um den Namenskonflikt zwischen Freie Software und Open-Source-Software zu umgehen, werden in jüngerer Zeit auch häufig die Begriffe FOSS und FLOSS (Free/Libre and Open Source Software) verwendet.
Andere Definitionen
Der Begriff Open Source beschränkt sich nicht ausschließlich auf Software, sondern wird auch auf Wissen und Information allgemein ausgedehnt. Ein Beispiel dafür ist Wikipedia. In diesem Zusammenhang wird von freien Inhalten (Open Content) gesprochen.
Übertragen wurde die Idee des öffentlichen und freien Zugangs zu Information auch auf Entwicklungsprojekte. In diesem Zusammenhang wird oft von freier Hardware (Open Hardware) gesprochen, wobei es sich nicht um freien Zugang zur Hardware handelt, sondern um freien Zugang zu allen Informationen, eine entsprechende Hardware herzustellen.
Motivation
Die Verwendung und Entwicklung von Open-Source-Software wird sowohl von Privatpersonen als auch von Firmen betrieben. Einsatz und Entwicklungsprozess können dabei durchaus mit Kosten verbunden sein. Es bietet sich aber eine Reihe von Vorteilen:
- An der Entwicklung eines Open-Source-Programms kann sich eine beinahe beliebig große Anzahl von Personen (und Firmen) beteiligen. Der Aufwand für die Entwicklung wird geteilt und jeder kann von der Arbeit der Anderen profitieren. Für eine Firma kann es sich finanziell lohnen, sich an einem Open-Source-Projekt zu beteiligen anstatt eine Eigenentwicklung zu starten oder fertige Software einzukaufen.
- Der Nutzer einer Open-Source-Software ist niemals von einer bestimmten Herstellerfirma abhängig. Wünscht sich der Nutzer eine Erweiterung oder die Behebung eines Programmfehlers, so steht es ihm frei, diese Änderung vorzunehmen oder jemanden damit zu beauftragen. Bei proprietärer Software ist dies nicht möglich, und eine Änderung kann einzig beim Hersteller beantragt werden. Durch diese Unabhängigkeit ist eine Geplante Obsoleszenz eines Softwareproduktes zu Lasten des Nutzers, wie bei proprietärer Software üblich, ausgeschlossen. Auch ist mit Open-Source-Software Interoperabilität (z. B. Datenformate) möglich, während mit proprietärer Software dies häufig durch den Lock-in-Effekt verhindert wird.
- Die Nutzung von Open-Source-Software ist an keine oder nur wenige Bedingungen geknüpft. Die Software darf von einer beliebigen Anzahl Benutzern für einen beliebigen Zweck eingesetzt werden. Bei der Vervielfältigung fallen keine Lizenzkosten an.
- Open-Source-Software ermöglicht Einblick in den Sourcecode und üblicherweise auch die Versionsverwaltung. Damit ist es jedermann – beispielsweise unter Verwendung von dafür bestimmten Seiten wie Ohloh – möglich die Softwarequalität mittels Statischer Code-Analyse sowie die Anzahl der Entwickler und deren Veränderungen zu analysieren und daraus auf die Wartbarkeit und Maturität der Software zu schließen.
- Prüfbarkeit eines Programmes auf bewusst eingebrachte, Nutzer-ungewollte Mechanismen wie Backdoors welche für politische oder wirtschaftliche Spionagezwecke verwendet werden könnten. Beispielsweise hat Microsoft als Anbieter nicht-quelloffener Software Probleme, immer wiederkehrende Gerüchte über NSA-Backdoors in ihren Betriebssystemen zu widerlegen, da eine Offenlegung des Quellcodes keine Option für Microsoft ist.
Finanzierung
Freiwilligen-Projekte wie Wikipedia funktionieren zum einen Teil mit von Spenden für die Serverhardware und Organisation, zum größten Teil aber durch die altruistische Mitarbeit von Freiwilligen, welche keine extrinsische Motivation benötigen.
Open Source dient häufig als Basis für kommerzielle Software. So wird auf vielen Embedded-Systemen, Heim-Routern, Set-Top-Boxen und Mobiltelefonen das Open-Source-Betriebssystems Linux als Plattform verwendet. Auch das kommerzielle Betriebssystem webOS von HP Palm profitiert von Linux.
Eine andere Variante, wie Softwareentwicklungsunternehmen mit Open-Source-Produkten wirtschaftlich handeln können, ist die Bereitstellung von Support-Dienstleistungen für diese. Dies ist beispielsweise bei den Betriebssystemen Ubuntu, Red Hat/Fedora und SUSE Linux der Fall.
Wirtschaftliche Bedeutung
In den Bereichen Serverbetriebssysteme, Web- und Mailserver, Datenbanken und Middleware spielt Open-Source-Software eine wichtige Rolle.
Eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommission hat im Jahr 2006 die wirtschaftliche Bedeutung von Open Source für Europa untersucht. Demnach ist der Marktanteil in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Den Gesamtwert beziffert die Untersuchung auf rund zwölf Milliarden Euro. Die Wertschöpfung wird in den Wirtschaftsstatistiken der EU-Staaten allerdings nur unzureichend erfasst, da die Software-Entwicklung nicht proprietär ist. Auf Unternehmensseite sind Sun, IBM und Red Hat die größten Programmlieferanten.
Für das Jahr 2010 prognostiziert die Studie bei den IT-Dienstleistungen einen Open-Source-Anteil von 32 Prozent und befürwortet eine stärkere Förderung von freier Software, damit Europa das wirtschaftliche Potenzial von Open Source besser nutzen kann. So findet das Thema zunehmend in der Wirtschaftsförderung Beachtung. Ein Beispiel ist die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart, die eine Initiative für einen Open-Source-Cluster gestartet hat.
Seit einigen Jahren hat sich in den Wirtschaftswissenschaften eine lebhafte Debatte um Open-Source-Software entwickelt. Siehe dazu die Abschnitte „Volkswirtschaftliche Aspekte“ und „Betriebswirtschaftliche Aspekte“ in der Literatur über freie und Open-Source-Software.
Probleme
Eric S. Raymond beschreibt in seinem Buch Die Kathedrale und der Basar eine Entwicklungsmethode (den Basar), durch die Open-Source-Projekte selbstständig von der Gemeinschaft verwaltet werden können. Ob diese Entwicklungsmethode tatsächlich Anwendung findet oder überhaupt praktisch umgesetzt werden kann, ist aber umstritten.
Es werden vereinzelt Firmen kritisiert, die Weiterentwicklungen von bestehender Open-Source-Software so weit an eigene Systeme anpassen, dass sie praktisch nicht mehr anders verwendet werden können (z.B. Tivoisierung oder unlesbar gemachter Quelltext). Die Weiterentwicklung steht dann zwar immer noch unter einer Open-Source-Lizenz, kann von der Gemeinschaft aber nicht mehr genutzt werden.
Der Informatiker Niklaus Wirth äußert sich kritisch zur technischen Qualität komplexer Open-Source-Projekte: Die Open-Source-Bewegung ignoriere und behindere die Vorstellung, komplexe Softwaresysteme basierend auf streng hierarchischen Modulen aufzubauen. Entwickler sollten den Quelltext der von ihnen verwendeten Module nicht kennen. Sie sollten rein auf die Spezifikationen der Schnittstellen der Module vertrauen. Wenn, wie bei Open-Source, der Quelltext der Module vorhanden ist, führe das automatisch zu einer schlechteren Spezifikation der Schnittstellen, da ja das Verhalten der Module im Quelltext nachlesbar ist.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Open-Source)