openSUSE [ˌoʊpənˈsuːzə], ehemals SUSE Linux und SuSE Linux Professional, ist eine Linux-Distribution des Unternehmens SUSE Linux GmbH. Sie wird insbesondere in Deutschland verbreitet eingesetzt. Der Fokus der Entwickler liegt darauf, ein stabiles und benutzerfreundliches Betriebssystem mit großer Zielgruppe für Desktop und Server zu erschaffen.
Geschichte der Distribution
SuSE Linux
Die Wurzeln von openSUSE reichen bis Anfang der 1990er zurück, als Linux noch auf ungefähr 10 Disketten (3,5″; 1,44 MB) aus dem Internet geladen werden konnte (siehe Softlanding Linux System), aber nur wenige potenzielle Nutzer überhaupt Internetzugang hatten. Die damalige S.u.S.E. GmbH (Gesellschaft für Software- und Systementwicklung GmbH) wurde am 2. September 1992 von Burchard Steinbild, Hubert Mantel, Thomas Fehr und Roland Dyroff gegründet und stellte Linux-Disketten zu einem kaufbaren Paket zusammen.
Daneben erschien bereits vorher die Slackware-Distribution von Patrick Volkerding, die – eine weitere Besonderheit des späteren S.u.S.E. Linux – weitgehend durch die S.u.S.E. GmbH für die Installation in deutscher Sprache übersetzt (lokalisiert) wurde und dadurch der Distribution eine große Anhängerschaft im deutschsprachigen Raum schuf. Zudem wurde das Slackware-eigene Installationstool alsbald durch das von der S.u.S.E. GmbH selbst entwickelte YaST ersetzt. Ab April 1994 wurde das S.u.S.E.-Linux-Paket in der Version 1.0 nicht mehr auf Disketten – am Ende waren es über 70 Stück –, sondern auf CD-ROM ausgeliefert.
Die erste eigenständige, auf Basis von jurix entwickelte Version der Linux-Distribution wurde im Mai 1996 unter dem Namen S.u.S.E. Linux mit der Versionsnummer 4.2 veröffentlicht. Die Versionsnummer ergab sich nach langer Diskussion: da man die Versionsnummer 1.1 ablehnte, lehnte man die Nummer lieber an die Zahl 42, der Antwort auf die „Frage aller Fragen“ aus Douglas Adams Roman Per Anhalter durch die Galaxis an. Erstmals enthielt die drei CDs umfassende Distribution auch ein Live-Dateisystem.
Die Verkaufszahlen von S.u.S.E. Linux stiegen ab der Version 4.2 stark an. Ein professioneller Linux-Markt forderte angepasste Produkte, so dass S.u.S.E Linux ab der Version 5 erstmals parallel ein auf einer eingefrorenen Standard-S.u.S.E-Linux-Distribution basierendes S.u.S.E.-Business-Linux-Produkt anbot, das über längere Release-Zyklen und sogenannten Business-Support ein spezielles Publikum ansprechen sollte. Diese Konzeption wurde aber erst deutlich später durch den SUSE Linux Enterprise Server (SLES) konsequent umgesetzt, der neben den längeren Release- und Update-Zyklen auch mit verschiedenen Support-Angeboten und Training erworben werden kann.
Neben der Diversifizierung im Support-Level verbreiterte sich SuSE Linux – bis dahin nur für die Intel-80386-Plattform – ab der Version 6.1 auch auf die DEC-Alpha-AXP-Plattform, ab Version 6.3 auf die PowerPC-Plattform. Im weiteren Verlauf kamen SuSE-Linux-Versionen für AMD-Athlon-64-, Intel-Itanium- und IBM-S390-(Z-Series)-Systeme hinzu.
Für Endbenutzer gab es von der Version 7.0 bis einschließlich zur Version 9.1 zwei Versionen von SuSE Linux: eine vom Programmumfang eingeschränkte, günstigere Personal-Version und eine Professional-Version, der zusätzlich Server- und Entwicklungssoftware beilag. Daneben gab es eine ermäßigte Campusversion für Schüler und Studenten, die identisch mit der Professional-Version war. Ein preiswerteres Update-Paket für die Professional-Version war ebenfalls erhältlich, es enthielt jedoch kein gedrucktes Handbuch. SuSE 9.1 ist die erste Version, die unter der Leitung von Novell erschien. Zu den Änderungen gehörte, dass nun neben der Installation über FTP-Server ab Juni 2004 eine CD für eine grundlegende Installation im Internet verfügbar war.
Nicht auf der CD enthaltene Pakete wurden per Internet geladen. Auch war bei der Professional-Edition im Handel eine zweite DVD mit der Software für 64-Bit-Systeme (AMD64- und Intel-64-CPUs) dabei (die 64-Bit-Version von SuSE 9.0 wurde separat verkauft). Außerdem wurde bei der Veröffentlichung von SuSE Linux 9.1 im April 2004 das Installations- und Konfigurationswerkzeug YaST unter die GNU General Public License gestellt. Zu den von Novell eingeführten Neuerungen gehörte außerdem, dass neben K Desktop Environment der GNOME-Desktop ein stärkeres Gewicht fand, was unter anderem anhand eines eigenen Live-Systems mit diesem Desktop ab Version 9.2 deutlich wurde. Bei einigen Versionen gab es zusätzlich oder alternativ Live-DVDs mit KDE und GNOME.
Beide Arbeitsumgebungen wurden gleichwertig behandelt. Der Anwender musste bei der Installation eine auswählen. Es gab keine Vorauswahl. Für SuSE 9.2 wurden dann erstmals umfassende ISO-Abbilder der Distribution zum Herunterladen angeboten und die Personal-Version wurde eingestellt. Die ermäßigte Campusversion und das preiswertere Update-Paket wurden noch bis einschließlich Version 9.3 vertrieben. Ab Version 10.0 ist jeweils nur noch eine Box in den Handel gekommen. Seit Version 11.2 ist KDE Plasma Desktop die Vorauswahl für die Arbeitsumgebung. GNOME wird aber weiterhin angeboten.
openSUSE
Mit der Schaffung des openSUSE-Projekts wurde die Entwicklung von SUSE Linux öffentlich gemacht, wodurch jeder Nutzer auch die Alpha- und Beta-Versionen von SUSE Linux testen und gefundene Fehler in einem öffentlichen Bugtracker melden kann. Weiterhin kann man sich im Rahmen dieses Projekts jetzt auch aktiv an der Entwicklung beteiligen, indem man Patches zu bestehenden oder ganz neue Pakete zur Distribution beisteuert. Auch am Schreiben der openSUSE-Dokumentation kann man sich beteiligen.
Die erste unter Mitwirkung dieses Projekts entstandene finale Version konnte entweder ohne jegliche proprietäre Software als vollständige Open-Source-Distribution heruntergeladen werden (SUSE Linux OSS 10.0) oder aber im Bündel mit proprietärer Software wie dem Adobe Reader und Flash Player sowie MP3-Spielern heruntergeladen oder gekauft werden (SUSE Linux 10.0 Eval).
Seit dem 11. Mai 2006 wurde das „OSS“ im Namen entfernt. Ferner werden inzwischen nur noch Versionen veröffentlicht, die ausschließlich freie Software und Treiber enthalten. Proprietäre Software wurde jedoch bis einschließlich Version 11.0 weiterhin in einem separaten Verzeichnis mitgeführt. Mit der Veröffentlichung der Version 10.2 am 7. Dezember 2006 wurde der Name der Distribution von SUSE Linux in openSUSE geändert, um den Einfluss des Projekts widerzuspiegeln und Verwechslungen mit den kommerziellen Ablegern zu vermeiden.
Am 22. November 2010 kündigte Attachmate den Kauf von fast ganz Novell an. Dieser wurde am 27. April 2011 abgeschlossen. Lediglich einige Patente von Novell wurden an ein von Microsoft geführtes Konsortium mit dem Namen CPTN Holdings veräußert. SUSE wird in Zukunft wieder als eigene Sparte geführt. Für das openSUSE-Projekt soll dies keine unmittelbaren Veränderungen mit sich bringen.
Besonderheiten der Distribution
Die größte Besonderheit der Distribution ist das hauseigene Installations- und Konfigurationswerkzeug YaST, das eine zentrale Schnittstelle für das gesamte System darstellt. Der Name „YaST“ stammt vom englischen „Yet another Setup Tool“ (deutsch: „Noch ein weiteres Einrichtungswerkzeug“). Im Vergleich mit anderen Heimnutzer-Distributionen stellt auch die LSB-Zertifizierung der Distribution etwas Besonderes dar: So sind verschiedene Versionen der Distribution jeweils LSB-zertifiziert worden. Die Version openSUSE 10.2 ist LSB-3.1-zertifiziert. Der BuildService ermöglicht Entwicklern und Benutzern Software für openSUSE zu packen und so fest und automatisiert in openSUSE zu integrieren. Dadurch kann openSUSE eine große Menge an Software und verschiedenen Versionen bereitstellen.
Traditionell war SuSE Linux stets eine KDE-zentrierte Distribution. Dessen auf der Qt-Bibliothek basierende Desktop-Umgebung wurde seit den späten 1990er Jahren standardmäßig als Arbeitsumgebung installiert, gleichzeitig standen und stehen zahlreiche KDE-Entwickler auf der Gehaltsliste von SUSE. Nach der Übernahme SUSEs durch den Softwarekonzern Novell, der zuvor das Unternehmen Ximian des GNOME-Gründers Miguel de Icaza aufgekauft hatte, verschob sich die Gewichtung der Entwicklungsarbeit stärker in Richtung GNOME.
Ab openSUSE 10.3 standen nun auf jenen Installationsmedien, die beide Plattformen enthalten, GNOME und KDE Plasma Workspaces als gleichwertige Optionen zur Verfügung. Seit Version 11.2 ist KDE wieder die Standardoberfläche. Zudem werden CDs als Installationsmedium bereitgestellt, die jeweils nur eine dieser beiden Arbeitsumgebungen enthalten. Auf den Installationsmedien werden zusätzlich weitere Arbeitsumgebungen wie Xfce und Fenstermanager wie FVWM mitgeliefert.
Rückblickend hatte sich SUSE im Vergleich mit anderen Distributionen vor allen Dingen durch eine fortgeschrittene Unterstützung und Integration von ISDN-Karten, die gegenüber dem Standard-Kernel deutlich erweiterte Treiberauswahl, das sehr frühzeitige Integrieren des K Desktop Environments und einen großen Paketumfang wesentlich unterschieden.
Eine weitere Besonderheit stellten die SUSE-Support-Datenbank und die SUSE-Component-Database dar. Beide stellten umfangreiche Informationen und Hilfestellungen für die Installation und Konfiguration des Systems und der entsprechenden Hardware zur Verfügung. Dabei ist vor allen Dingen die Hardware-Datenbank auch von Nutzern anderer Distributionen rege genutzt worden. Beide Mechanismen waren ebenfalls auf den Medien der Distribution enthalten und ergänzten so die Produkt-Dokumentation. Die Supportdatenbank (SDB) wurde in das openSUSE-Wiki integriert.
Das SUSE-eigene Installations- und Systemverwaltungsprogramm YaST2 stellt eine komfortable Suche nach Paketen zur Verfügung. Neben YaST setzte die Distribution ab der Version 10.1 auch auf die mono-basierte Paketverwaltung Novell ZENworks. Das seit openSUSE 10.2 als Backend für die Paketverwaltung eingesetzte Werkzeug zypper wurde mit Veröffentlichung der Version 11.0 für größere Geschwindigkeit überarbeitet. Der neue Algorithmus führt die Aufgabe der Installation von Paketen und deren Abhängigkeiten auf das SAT-Problem zurück.
Seit openSUSE 10.3 bietet die Distribution durch die Migrationshilfe instlux die Möglichkeit, openSUSE aus einer bestehenden Microsoft-Windows-Installation heraus zu installieren.
Quelle Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/OpenSUSE)