Jeder Name einer Domain im Internet besteht aus einer Folge von durch Punkte getrennten Zeichenfolgen. Die Bezeichnung Top-Level-Domain (von englisch top-level domain `Bereich oberster Ebene`, Abkürzung TLD) bezeichnet dabei den letzten Namen dieser Folge und stellt die höchste Ebene der Namensauflösung dar. Ist der vollständige Domain-Name eines Rechners beziehungsweise einer Website beispielsweise de.example.com, so entspricht das rechte Glied (.com) der Top-Level-Domain dieses Namens.
Im Domain Name System (DNS) werden die kompletten Namen und damit auch die TLDs referenziert und aufgelöst, also einer eindeutigen IP-Adresse zugeordnet. Die Registrierungsstelle legt dabei einen Datenbank-Eintrag über den Inhaber an, der Whois-Abfragen über das gleichnamige Protokoll, ähnlich einem Telefonbuch, ermöglicht.
Generische Top-Level-Domains
Die generischen Top-Level-Domains (gTLD) werden nach gesponserten (sTLD) und nicht gesponserten (uTLD) unterschieden. Die (sehr viel wichtigeren) nichtgesponserten Domains stehen unter der direkten Kontrolle von ICANN und der Internet Society. Die gesponserten Domains werden von unabhängigen Organisationen kontrolliert und finanziert. Diese Organisationen haben das Recht, eigene Richtlinien für die Vergabe von Domainnamen anzuwenden. Ein Beispiel ist .mil. Diese Domain wird vom US-amerikanischen Militär exklusiv genutzt.
Die mit großem Abstand meist gebrauchte TLD ist .com (mehr als 90 Millionen registrierte Domains im Oktober 2010. Ursprünglich wurde sie von US-amerikanischen Unternehmen verwendet, heute ist sie aber weltweit verbreitet. Die klassischen, in der Anfangsphase des DNS definierten TLDs sind in Fettschrift dargestellt.
Nichtgesponserte Domains (uTLD)
Nichtgesponserte Top-Level-Domains (englisch unsponsored top-level domain, Abk. uTLD) werden von einer bestimmten Gruppe verwendet. Sie bestehen aus drei oder mehr Zeichen und stehen für einen Begriff, der diese Gruppe auszeichnet.
Gesponserte Domains (sTLD)
Gesponserte Domains (engl. sponsored top-level domain, Abk. sTLD) werden von bestimmten Unternehmen oder Organisationen vorgeschlagen, die diese Namensräume gemäß detailliert ausgearbeiteter Richtlinien betreiben und auch Kontroll- und Sanktionsrechte haben, mit denen die bestimmungsgemäße und rechtmäßige Verwendung der registrierten Namen durch die Anbieter sichergestellt werden soll.
Beispielsweise ist die TLD .aero von der SITA gesponsert, die die Nutzung auf Inhalte der Luftfahrt beschränkt, oder die Nutzung von .mobi-Namen daran gebunden, dass der Website-Anbieter die Einhaltung bestimmter Richtlinien sicherstellt, die für die geräteunabhängige Nutzung von Web-Inhalten als elementar angesehen werden, so dass z. B. Mobiltelefone diese Inhalte darstellen können.
Am 26. Juni 2008 beschloss die ICANN eine Lockerung der Regeln für neue gesponserte Domains. Damit soll es ab Anfang 2009 für jedermann möglich sein, eine beliebige eigene Domain zu beantragen.
Aufgrund der liberalen Vergaberegeln für die TLD .com, .net, .org sowie (mit kleineren Einschränkungen) .biz und (neuerdings) .name sind die ursprünglichen Bedeutungen dieser TLD weitgehend abhanden gekommen. Eine derartige TLD weist nicht notwendigerweise auf einen entsprechenden Gebrauch hin. So wird etwa die eigentlich für nichtkommerzielle Organisationen gedachte .org-TLD heute gelegentlich von kommerziellen Anbietern verwendet.
Weiterhin verwenden internationale, nicht-kommerzielle Seiten gerne .net (oder .org), um weder auf eine länderspezifische TLD noch auf das verbreitete .com zurückgreifen zu müssen.
Spezialfälle
Es gibt einige, meist historische, Spezialdomains oder Pseudo-Domains, sowie für bestimmte Zwecke reservierte Namen, für die aus unterschiedlichen Gründen keine TLD eingerichtet werden:
Es gibt über 200 ccTLDs (cc = country code), dabei ist jedem Land genau ein Zwei-Buchstaben-Code (ALPHA-2) nach ISO 3166 zugeordnet. Daneben gibt es häufig noch eigene ccTLDs für abhängige Gebiete, die meist geographisch vom Mutterland getrennt sind.
Ausnahmen
Das Vereinigte Königreich benutzt die TLD .uk, obwohl nach ISO seine Kodierung GB lautet (GB,GBR,826). Zusätzlich wurde durch die ISO aber auch ausnahmsweise die Kodierung UK reserviert. Die TLD .gb ist ebenfalls reserviert, wird aber zurzeit wohl bis auf eine einzige Registrierung nicht genutzt.
Die Vereinigten Staaten besitzen neben .us noch die TLDs .mil (Militär), .gov (Regierung) sowie .edu (Bildungseinrichtungen). Die Europäische Union benutzt mit .eu eine ccTLD, obwohl sie kein eigenständiger Staat ist. Die Kodierung EU wurde jedoch durch die ISO 3166 Maintenance agency ausnahmsweise mit dieser Bedeutung reserviert. Dies erfolgte durch eine Sonderentscheidung aufgrund eines festgestellten praktischen Bedarfs.
Im Unterschied zu Staaten hat die EU aber weder eine Drei-Buchstaben- noch eine Drei-Ziffern-Kodierung. Ihre Mitgliedsländer behalten weiterhin ihre eigenen ccTLDs und es werden auch keine länderspezifischen Subdomains von .eu eingeführt.
Zweckentfremdungen
Vor allem kleinere oder von Armut betroffenen Staaten vermarkten ihre Domains, indem sie ihre Vergabepolitik sehr liberal handhaben und die Registrierung der Domains aktiv bewerben. Dabei entwickelt sich der Domainmarkt zu einem lukrativen Geschäft, da die Registrierungsgebühren teilweise deutlich über die tatsächlich anfallenden Kosten gesetzt werden.
.to
Einer der ersten solcher Staaten, die ihre Domains frei registrieren ließen, war 1998 Tonga mit .to. Die Resonanz war sehr gut, denn zu dieser Zeit waren sehr viele kurze und prägnante Domains unter .com nicht mehr erhältlich, und andere ccTLDs hatten zum Teil sehr strenge Registrierungsbedingungen. Außerdem ergaben sich durch die Endung .to interessante Domainnamen, die sich gut in Kurz-URLs nutzen ließen, wie come.to oder go.to. Heute wird die TLD .to gerne für Torrent- oder Warezseiten verwendet, unter anderem auch deshalb, weil das NIC keine Inhaberabfragen erlaubt, sodass diese Domains anonym registriert werden können.
.tv
Eine ebenfalls bekannte fremdgenutzte ccTLD ist .tv des Staates Tuvalu, die als Television vermarktet wird. Dazu wurde ein eigenes Unternehmen DotTV gegründet, das die Domain vermarktet und an dem der Staat Tuvalu Miteigentümer ist. Dieser Coup brachte dem Zwergstaat 50 Mio. US-Dollar ein, die in jährlichen Raten von 5 Mio. Dollar bezahlt werden. Tuvalu würdigt den Domainverkauf sogar mit einer eigenen Briefmarke. Tuvalus Regierung beschaffte von dem Geld IT-Infrastruktur für die wichtigsten staatlichen Einrichtungen und entrichtete die Aufnahmegebühr für die Vereinten Nationen.
.fm
Auf ähnliche Weise wird die ccTLD .fm der Föderierten Staaten von Mikronesien häufig im Rundfunkbereich genutzt, z. B. beim Internetradio last.fm. Die Abkürzung FM steht im Hörfunk für Frequenzmodulation, die im UKW-Rundfunk meistens zur Anwendung kommt und üblicherweise mit diesem assoziiert wird.
.im
Die Assoziation einer Abkürzung wird beispielsweise auch von Webpräsenzen einiger Instant-Messaging-Dienste (kurz IM) verwendet, deren TLD .im auf die Isle of Man registriert ist, z. B. beim Multi-Protokoll-Client Pidgin (pidgin.im).
Weitere Abkürzungen
Eine weitere Besonderheit stellt die ccTLD .tk (Tokelau) dar, die oft von Telekommunikationsunternehmen (Abkürzung TK-Unternehmen) zweckentfremdet wird. .ws (Samoa) kann als WebSite vermarktet werden, obwohl eine solche Abkürzung ungebräuchlich ist. Zudem nutzen mittlerweile einige DJs (Discjockeys) die Domain .dj (Djibouti) für ihren Internetauftritt.
Auch die ccTLD .ag des Inselstaates Antigua und Barbuda wird vom Betreiber neben der vorgesehenen Verwendung gezielt für Unternehmen im deutschsprachigen Raum beworben, um deren Rechtsform einer Aktiengesellschaft (AG) zu verdeutlichen. Gleichzeitig verdeutlicht diese Domain die Unsicherheit, in die man sich begibt, wenn man eine „exotische“ Domain registriert: Die gesamte Registry war wegen vermuteter Machtkämpfe um die TLD zwischen 1999 und 2000 nicht erreichbar. In gleicher Weise wurde eine Zeitlang deutschen Kommanditgesellschaften – Abkürzung KG – die Domain .kg von Kirgisistan angeboten.
Eine der neusten Domains, die eine Zweckentfremdung erlebt, ist die .me-Domain von Montenegro. Mit ihr lassen sich aussagekräftige Domains erstellen, wie z. B.: love.me, contact.me usw. Jedoch können solche höchstwahrscheinlich sehr beliebten Domains nicht einfach registriert werden, sondern werden nach der offenen Registration versteigert.
Geografische Gebiete
Auch Länder bzw. die Unternehmen, die deren TLDs vermarkten, versuchen einen Markt zu schaffen, indem Abkürzungen erfunden werden, die die Adresse in einen Kontext stellen sollen, der ursprünglich nicht gegeben war. So vermarktet ein Unternehmen die Domain .la (Laos) als Domain für Los Angeles.
Deutschland
Die ccTLD .by (Weißrussland) kann für Seiten mit bayerischem Hintergrund und einige Unternehmen in Bayern verwendet werden. Die ccTLD des Landes Liechtenstein .li wird von einigen Firmen und privaten Seiten aus Lindau (Bodensee) benutzt, da sich die Seitenbetreiber über das KFZ-Kreiskennzeichen LI identifizieren.
Ähnliches gilt im Raum Münster in Nordrhein-Westfalen für die ccTLD des britischen Überseegebietes Montserrat .ms, da diese Endung auch dem KFZ-Kennzeichen (MS) entspricht. Die ccTLD von Rumänien .ro wird von der Stadt Rosenheim für deren Internetauftritt verwendet. Einige in Schleswig-Holstein ansässige Unternehmen verwenden die ccTLD .sh von St. Helena.
Schweiz
In der Schweiz, wo die Kantone immer zweibuchstabig abgekürzt sind, werden ccTLD teilweise benutzt, um auf Angebote mit Bezug zu einem Kanton zu vermarkten. So werden ccTLD wie beispielsweise .ag (Aargau, eigentlich Antigua und Barbuda), .be (Bern, eigentlich Belgien), .sh (Schaffhausen, eigentlich St. Helena), .lu (Luzern, eigentlich Luxemburg) oder .sg (St. Gallen, eigentlich Singapur) in den entsprechenden Gebieten verwendet.
Österreich
Die ccTLD .st des Inselstaates São Tomé und Príncipe wird oft als TLD für das Bundesland Steiermark zweckentfremdet, da dieses so abgekürzt wird.
Asturien
In der autonomen spanischen Region Asturien wird die TLD des Landes Amerikanisch-Samoa .as sehr häufig von Privatpersonen, Firmen und auch Behörden genutzt, um Internet-Präsenzen mit dem Namen der Region zu assoziieren. Auch von Stadtverwaltungen aus der Region wird diese TLD häufig genutzt, wodurch offizielle Internetseiten verschiedener Gemeinden ausschließlich über eine zweckentfremdete TLD zu erreichen sind. Aufgrund der geringen Einwohnerzahl von Amerikanisch-Samoa im Verhältnis zu Asturien kommt die Mehrheit der Inhaber einer Domäne mit dieser Endung aus Spanien.
Spezielle Verwendungen
Ungewöhnlich ist auch die Verwendung der Domain .nu (Niue) für die Seiten des Dresdner Kulturmagazins, die auf das im lokalen Dialekt Dresdens gebräuchliche Nu! für `Ja!` anspielt. Eine ähnliche Bedeutung hat die Domain in Schweden und Dänemark, da im Schwedischen wie im Dänischen nu `jetzt` bedeutet. Dazu kommt, dass .se-Domains früher für Privatpersonen nicht registrierbar waren.
Ebenfalls sehr beliebt ist die ccTLD .cc (Kokosinseln). Domains dieser ccTLD können von jedermann registriert werden. Besonders beliebt ist die ccTLD aufgrund des minimalistischen Whois-Systems, das nur den Domain-Registrar preisgibt. Hierdurch bleiben die Domain-Betreiber faktisch anonym.
Seit 2008 wird die ccTLD .sl (Sierra Leone) vermarktet und vor allem von Anhängern der virtuellen Welt Second Life genutzt.
Die technische und administrative Realisierung einer TLD
Für jede Top-Level-Domain existiert eine Gruppe von Nameservern, die den gesamten Namensraum dieser Domain verwalten (meist mittels Delegationen auf weitere Server). Diese Domain-spezifischen Nameserver sind über die Root-Nameserver erreichbar. Außerdem existiert eine zentrale Datenbank, die über alle unterhalb dieser TLD angesiedelten Second-Level-Domains administrative Informationen enthält, wie zum Beispiel Name und Adresse des jeweiligen Domain-Inhabers. Auf diese Datenbank kann über den Whois-Dienst zugegriffen werden.
Für den Betrieb der Server und der Datenbank wird von ICANN für jede Domain eine Organisation beauftragt, die in der Internet-Terminologie Domain Name Registry genannt wird. Für die .com-TLD beispielsweise ist das das Unternehmen VeriSign, für .de die DENIC. Eine derartige Registry ist außerdem für die Vergabe von direkt untergeordneten Second-Level-Domains zuständig (z. B. example.com). Diese Aufgabe wird allerdings oft an sogenannte Registrare delegiert (siehe hierzu auch: Domain-Registrierung).
Für jede TLD existieren Richtlinien, die die Vergabe von Second-Level-Domains regeln. Diese sind über die Websites der jeweiligen Registries abrufbar. Für einige TLDs existieren IDN-Sprachtabellen, in denen alle Sonderzeichen aufgelistet sind, die bei der Vergabe von Subdomains verwendet werden dürfen. So sind zum Beispiel bei .biz und .org deutsche Umlaute zulässig. Diese Tabellen werden von der IANA verwaltet und sind über die Websites der Registries einsehbar.
Alternative Root-DNS
Es gibt im Internet auch Organisationen, die alternative Namensserver betreiben, über die zusätzlich zu den oben aufgeführten, quasi-offiziellen, vom ICANN kontrollierten TLDs weitere TLDs verfügbar sind. Ein entscheidender Nachteil dabei ist, dass solche Adressen für herkömmliche Internet-Nutzer nicht erreichbar sind.
Auch werden sie von Suchmaschinen wie Google ignoriert. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Namensräume zweier Betreiber kollidieren können, vor allem, wenn später weitere Top Level Domains eingeführt werden.
Das Projekt OpenNIC versucht, die alternativen Systeme zusammenzuführen, betrachtet jedoch die ICANN-TLDs als vorrangig und akzeptiert weder konfligierende noch private Namensräume. Die eigenen TLDs sind .glue, .indy, .geek, .null, .oss und .parody.
Des weiteren gibt es den Betreiber New.net, der eine Vielzahl von zusätzlichen Top Level Domains anbietet, unter denen eigene Domains kostenpflichtig reserviert werden können.
Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Top-Level-Domain)